Von Winterberg nach Niedersfeld
2018-08-15
Heute wurden die Wanderstiefel geschnürt. Vorgestern sind wir angereist, haben unsere Ferienwohnung in Niedersfeld bezogen und die nötigsten Einkäufe getätigt. Gestern hatte es leicht geregnet, der ideale Tag für den lohnenswerten Besuch des Besucherbergwerks Ramsbeck. Aber heute wollte ich in die Hochtour starten. Es sollte zwar bedeckt, aber immerhin trocken bleiben.
Früh am Morgen bestieg ich in Niedersfeld den Bus, der mich nonstop nach Winterberg zur Unteren Pforte brachte. Hier, am ehemaligen unteren Stadttor, kreuzten sich in früheren Jahrhunderten alte Handelswege. Den Winterberger Handelsleuten, die ihre Familien verließen und in die weite Welt hinauszogen, wurde hier ein Denkmal gesetzt, der Wintersberger Handelsmann.
Hier startete ich mit dem Zugangsweg Hanseweg X 13 des SGV durch den Ort hindurch Richtung Kahler Asten. Auf dem Philosophenweg gelangte ich zum Rathaus und zu einem Mahnmal. Es erinnert an einen Hexenprozeß, in dem sechs unschuldige Frauen zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurden. Das war der erste dokumentierte Hexenprozess in Westfalen.
Nach dieser dunklen Seite von Winterberg wandte ich mich dann doch lieber wieder der erfreulichen Gegenwart zu und erreichte auf dem Philosophenpfad den Wald.
Bald kamen die ersten großen Hotels, die daran erinnern, dass Winterberg ein Wintersportparadies ist.
Nicht die Skifahrer, die Biker können sich hier im Sommer austoben. Der Erlebnisberg Kappe bietet Freizeitspaß für die ganze Familie und ist sicher einen Extrabesuch wert.
Weiter ging´s Richtung Astenturm und ich gewann immer mehr an Höhe. Bald konnte ich in der Ferne so gerade eben das Wahrzeichen von Winterberg erkennen, die St. Georg-Sprungschanze.
Dort würde ich auf der letzten Etappe vorbeikommen.
Und dann hatte ich es nach 4,5 km erreicht, das höchstgelegene Naturschutzgebiet von Nordrhein Westfalen.
Der Kahle Asten ist mit 841,9 m zwar der bekannteste, aber nicht der höchste Berg von NRW. Zu meiner Überraschung ist der Langenberg noch etwas höher. Der Astenturm ist allerdings das höchstgelegene Gebäude. Wegen des bedeckten Himmels verzichtete ich auf die Besteigung, schließlich würde ich ja am Ende der Tour bei hoffentlich besserer Sicht wieder hier vorbeikommen. Ich schaute mich lieber ausgiebig in der herrlichen Heidelandschaft um und suchte die Lennequelle. Hier am Kahlen Asten entspringt die Lenne, die nach 129 km in Hagen in die Ruhr mündet.
Hier schneiden sich jede Menge Wanderwege und ich musste ganz schön suchen, bis ich meinen Einstieg in die Winterberger Hochtour (WHT) gefunden hatte. Das Wegzeichen sollte mich die nächsten Tage leiten, mal bunt, aber meisten leider schwarz/weiß.
Logischerweise ging es dann bergab. Der Pfad hatte es in sich. Steil bergab führte er vorbei an der Bergstation des Skiliftes am Sahnehang hinunter zur Nordhangjause. Das Heidekraut rechts und links des Pfades blühte, die Blaubeersträucher sahen recht verbrannt aus und die noch vorhandenen Beeren waren verdorrt. Für die Ernte war ich zu spät dran, aber ich genoß diesen Jahrhunderte alten Fahrweg in vollen Zügen.
Weiter hinunter ging es ins idyllische Renautal. Ein Holzsteg sorgte dafür, dass ich im Sumpfgebiet keine nassen Füße bekam. Ich befand mich jetzt in 750 m Höhe. Über eine Wiese führte mich die Wegmarkierung vom Bach weg und wieder bergauf ins Dorf Altastenberg. Den Ort ließ ich links liegen und musste bald eine Entscheidung treffen. Der Track auf meinem Navi verlief anders als die Wegmarkierung. Track oder Wegmarkierung war hier die Frage. Ich entschied mich für die Markierung, die mich bisher wirklich lückenlos und gut sichtbar geleitet hatte.
Die Wegmarkierung führte mich allerdings nicht am Großen Bildchen vorbei, wie es lt. Wegbeschreibung angekündigt wurde, sondern schnitt einen Bogen einfach ab, was ich leider erst hinterher festgestellt habe. Darüber habe ich micht schon ziemlich geärgert, denn eigentlich sollte das bei einem prämierten Weg nicht passieren.
Über Forstwege gelangte ich durch den Wald zum Dorf und Bergfreiheit Silbach, wo früher Silber- und Bleierze geschürft wurden.
Durch den Ort fließt der Bach mit dem urigen Namen "Namenlose", er ist einfach umbenannt worden von Lameloofe (lehmführender Bach).
Am Bach entlang ging es zuerst durch eine Freizeitanlage, später über urige Uferpfade nach Siedlinghausen.
Nachdem der Ort durchquert wurde, ging es wieder bergauf. Vorbei an neu angelegten Kreuzwegstationen erreichte ich den Gipfel des Röbekke (580 m) und die Kapelle Maria zur Gilgegaike (heilige Eiche).
Inzwischen war es später Nachmittag und das Ende der heutigen Etappe in Niedersfeld war nicht mehr weit. Asphalt, breite Schotterwege und schmale Pfade wechselten sich auf dem Weg dorthin ab.
Inzwischen wurden mir die Füße doch recht schwer und die Niedersfelder Häuser schienen noch so weit weg. Welch eine freudige Überraschung war es da, als hinter einem Straßenbogen unser Ferienhaus auftauchte, dass am Ortsrand liegt.
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