zurück: Wuppertaler Schwebebahn
2016-04-01
Von Solingen-Obenrüden nach Leverkusen-Opladen
Am heutigen Freitag wollten Christa, Jordy und ich den restlichen Wupperweg bis zur Mündung in den Rhein vollenden. Eine Etappe von ca. 19 km lag noch vor uns. Christa war wieder für zwei Wandertage aus Ostbelgien angereist. Glücklicherweise war kein Aprilwetter angekündigt. Ganz im Gegenteil, die Sonne schien schon am frühen Morgen vom Himmel was das Zeug hielt. Hans brachte uns nach Oberrüden, dem letzten Etappenziel, wo wir am 27. Februar von ihm aufgesammelt wurden.
Eigentlich führt der Wupperweg durch das Dorf hindurch, vorbei an alten Schulgebäuden und Wohnhäusern. Da der Ort aber derzeit eine einzige Baustelle mit aufgerissenen Straßen ist, nahmen wir den schmalen Fußweg außen herum am Wupperufer entlang. Hier gab es auch eine Fußgängerbrücke, über die man einen landschaftlich besonders schönen Wanderweg in den Wupperbergen erreichen kann. Den möchte ich mit Christa zu einem späteren Zeitpunkt auf jeden Fall auch noch einmal gehen. Für heute warfen wir nur einen Blick auf den Fluss und blieben auf dem rechten Uferweg.
Vorbei an Streuobstwiesen erreichten wir bald Unterrüden und wechselten bei der Ortschaft Fähr auf die andere Flußseite.
Von der linken Seite aus konnten wir bald auf der anderen Flussseite durch die Bäume den ehemaligen Untenfriedrichstaler Schleifkotten aus dem 18. Jahrhundert erspähen. Bald darauf überquerten wir abermals den Fluss und kamen am Landgasthof Friedrichsaue vorbei.
Viele kleine Stege und Brücken führten und führen über die Wupper. Sie erleichterten den Bewohnern die täglichen Arbeitswege. Für die Instandhaltungskosten wurde Brückenzoll erhoben. Dies und noch viel mehr erfährt man auf den vielen Infoschildern auf dem Weg.
Nicht nur in Afrika trugen die Frauen die Handelsware auf dem Kopf. Auf diesem schmalen Pfad neben Christa brachten die Schleiferfrauen die Rohlinge zu den Kotten und die fertigen Klingen wieder den steilen Weg hinauf in das Solinger Stadtgebiet.
Hier lagen die Produktionsstätten wirklich dicht beieinander. Die nächste ließ nicht lange auf sich warten und ist ein herrlicher Anblick - der Wipperkotten.
Der original erhaltene und denkmalgeschützte Doppelkotten besteht aus zwei Fachwerkgebäuden, zwischen denen zwei Wasserräder in einem Graben vom Wasser angetrieben werden. Der funktionstüchtige Außenkotten dient heute als Schleifermuseum, wo das Handwerk wie vor zweihundert Jahren vorgeführt werden kann. Wir hatten das Glück, das wir zur rechten Zeit vorbeikamen, das Museum besichtigen und den Schleifern bei der Arbeit zusehen konnten.
Auch einkehren kann man nebenan im Innenkotten nach vorheriger Anmeldung und z. B. eine echt Bergische Kaffeetafel genießen. Wir begnügten uns mit einem Blick durchs Fenster, schließlich hatten wir noch einiges vor und waren ja auch nicht angemeldet.
Auf dem Parkplatz dienen die riesigen ausrangierten Mühlräder als Stützwand.
Weiter führte unser Weg über einen Trampelpfad neben der Fahrstraße vorbei an der Gaststätte Wipperaue zu einer weiteren Gaststätte namens Haasenmühle.
Hier überquerten wir auf der Kreisstraße K1 die Wupper und erreichten Leichlinger Stadtgebiet. Die Reste von Schloss Nesselrath, einer Ritterburg mit Wassergraben aus dem 14. Jh., sahen wir nur von weitem. An dem oberhalb gelegenen Fachwerkhof "Altenhof" führte der Weg direkt vorbei. Hier wohnten die Landedelleute, bevor sie die Burg erbauen ließen.
Über Feldwege entfernten wir uns allmählich von der Wupper und stiegen zum malerischen Flecken Scheidt hinauf. Hier trafen wir auch auf den Wanderweg "Obstweg Leichlingen".
Die Schafmutter mit ihren Drillingen, die sich so gar nicht ähnelten, hatten es uns besonders angetan.
Auf den Hinweisschildern konnten wir auch erfahren, warum die Blütenstadt Leichlingen als Obstkammer des Bergischen Landes bekannt ist. Hier am Übergang zwischen Bergischem Land und Rheinischer Bucht scheint ein ideales Klima für den Obstanbau zu herrschen. Für die Obstblüte war es jetzt allerdings noch zu früh.
Von den Feld- und Wiesenwegen ging es jetzt in den Wald hinein und auf einem Trampelpfad in Serpentinen hinunter ins Tal. Wir näherten uns jetzt der Innenstadt von Leichlingen.
Das Rokokoschloss Eicherhof, das wir bald erreichten, konnten wir leider nur durch das Tor bewundern. Es dient heute als Veranstaltungsort. Auch heiraten kann man hier in der romantischen Umgebung. Da beides für uns nicht in Frage kam, blieb nur der Blick von ferne.
Wir hatten die Wupper jetzt wieder an unserer Seite. An ihr entlang ging es vorbei am Schulzentrum und der evangelischen Kirche, bis wir uns am Marktplatz im Stadtzentrum ein besonders leckeres Eis gönnten.
Weiter ging es durchs Stadtgebiet und dann hinein in den Vorster Busch. Dieses Waldstück empfanden wir als recht langweilig, aber die eigentliche Enttäuchung stand uns noch bevor. Haus Vorst, die alte Ritterburg, die auf einem Felsen über Leichlingen thront, ist seit Februar 2015 in Privatbesitz übergegangen und kann nicht mehr besichtigt werden. Bis dahin stand der imposante Burghof den Spaziergängern offen. Uns blieb nur der Blick durch den Zaun. Eigentlich hat sich die Wegführung des Wupperweges hier entlang erübrigt. Hier gibt es nichts mehr zu sehen. Schade.
Vom Tor aus ging es jetzt durch Wald wieder bergab, jetzt in Richtung Leverkusen Opladen, die Gegend, die ich als Neuleverkusenerin inzwischen sehr gut kenne. Wir unterquerten in einem engen Tunnel die Bahnlinie Opladen-Düsseldorf und gelangten wieder an die Wupper.
Die Landschaft hatte sich während unserer heutigen Wanderung sehr verändert. Die im Bergischen Land übliche Hügellandschaft war verschwunden. Ab hier waren bis zum Rhein keine Steigungen mehr zu erwarten und wir wanderten zwischen ausgedehnten Auwiesen auf die bei den Leverkusenern sehr beliebten Parkanlagen an der Wupperbrücke zu.
Besonders beliebt sind die Wupperwiesen bei den Hundefreunden. Normalerweise wimmelt es hier von Vierbeinern, die sich nach Herzenslust austoben können. Doch wo sind sie heute bei dem tollen Wetter???
Ein kurzes Stück weiter hatten wir die Erklärung. Der Biergarten des malerisch gelegenen Waldhaus Römer war vollbesetzt mit Frauchen, Herrchen und jeder Menge Hunde. Wahrscheinlich hatten sie sich müde getobt und brauchten eine Auszeit. Na, da passten wir doch hervorragend dazu.
Ganz spontan entschlossen Christa und ich uns dafür, heute nicht den Wupperweg zu beenden. Es waren zwar nur noch schlappe 7 km bis zum Ziel, aber wir wollten den herrlichen Sonnenschein nutzen, um zu chillen und nicht Kilometer reißen. Vielleicht wollten wir ja auch das Ende noch hinausschieben?
An der "Himmelsleiter" vorbei kamen wir zur "rostigen" Fußgängerbrücke mit Durchblick, wo Jordy die Wasserqualität prüfte und Christa eine Sonnenbank mit Aussicht über die Wupper ausprobierte.
Weiter ging es zwischen Wupper und Wiembachteich mit der markanten Fontäne. An der Wiembachallee holte ich noch das Stativ aus dem Rucksack, um auch noch Erinnerungsfotos von uns allen dreien zu schießen.
Ganz entspannt ließen wir unseren Wandertag ausklingen, bevor wir den Bus bestiegen, um das kurze Stück nach Hause zu fahren.
Morgen geht es weiter zum Rhein und zum Ende unseres Wupperweges.
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