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Von Einruhr nach Gemünd - 21 km
2015-07-15
Endlich hatten Christa und ich einen passenden Termin gefunden, um unsere Eifelsteigwanderung wieder aufzunehmen. Sogar optimales Wanderwetter war angekündigt, eine Wohltat nach den extrem hohen Temperaturen der vergangenen Wochen.
Diesmal fuhr ich frühmorgens mit dem Zug nach Düren, wo mich Christa mit Roger schon erwartete. Roger war wieder so lieb, unseren Wanderbring- und -holservice zu übernehmen. Vom Bahnhof in Düren ging es sofort weiter zum Ausgangspunkt der 4. Etappe in Einruhr.
Am großen Parkplatz setzte Roger uns ab. Christa legte noch schnell eine Schicht Sonnencreme und ihren neuen Sonnenhut auf und los ging es durch den noch verschlafen wirkenden Kurort. Den hatten wir uns beim letzten Mal schon eingehender angeschaut und so machten wir uns sofort auf die Suche nach dem Einstieg. Der war an der Seite des Hotels auch schnell gefunden. Am "Konsumspättche" ging es los.
Am Waldrand entlang führte der Weg ordentlich steil bergauf. Dabei waren wir noch gar nicht richtig eingelaufen. So früh am Morgen fehlte uns noch die nötige Einstellung. Als Belohnung hatten wir jedoch immer wieder einen schönen Blick auf Einruhr und den Obersee.
Natürlich ging es bald auch wieder bergab. Am Seeufer angelangt machten wir erst einmal eine kleine Pause, nicht weil wir das schon nötig hatten, sondern weil es hier so schön war. Ein zweites Frühstück am Sandstrand vom Obersee, während das erste Fahrgastschiff an uns vorbeizog, das hatte was.
Gut gestärkt wanderten wir weiter zwischen Waldrand und Seeufer und gelangten bald in den Nationalpark Eifel, dem bislang einzigen Nationalpark in Nordrhein-Westfalen.
Dieses Schild bezieht sich natürlich nicht auf den Park, sondern warnt davor, den Weg zu verlassen. Hinweis- und Verbotsschilder gibt es hier reichlich, schließlich führt der Eifelsteig nicht nur durch ein Naturschutzgebiet, sondern durch einen ehemaligen Truppenübungsplatz.
Anfangs führte der Eifelsteig durch offenes Wiesengelände, später ging es über Waldwege einen Uferweg entlang Richtung Staumauer zwischen Ober- und Urftsee. Zwischendurch gab es immer wieder tolle Ausblicke auf das Wasser.
Und dann lag die Talsperre unter uns, ein toller Anblick.
Im Nachhinein betrachtet war das meiner Meinung nach auch das Highlight dieser Etappe. Zum einen war der weitere Weg nicht mehr so abwechslungsreich. Zum zweiten waren die folgenden Örtlichkeiten ganz schön deprimierend. Davon merkten wir zunächst noch nichts, denn von nun an ging es zwar nicht bergab, sondern ganz im Gegenteil noch einmal ganz kräftig in Serpentinen durch den Wald steil bergauf. Dann lichtete sich der Wald und wir kamen durch offenes Gelände und sahen in der Ferne die Burg Vogelsang.
Wir gelangten auf dem Hochplateau zur Wüstung Wollseifen. Dieses Höhendorf bestand seit dem 12. Jh. Nach Ende des 2. Weltkrieges entschied die englische Besatzungsmacht, dass das Gebiet militärisches Übungsgelände werden sollte. Innerhalb von drei Wochen mussten die Bewohner ihre Häuser verlassen und waren obdachlos, nachdem sie gerade den Krieg überstanden hatten. Nur noch die Kirche erinnert an das Dorf und viele Fotografien aus dem früheren Dorfleben. Später übernahmen belgische Streitkräfte das Gelände und errichteten neue Häuser, um den Häuserkampf zu trainieren. Dieser Besuch war ganz schön bedrückend.
Auch die nächste Station, die gewaltige NS-Ordensburg Vogelsang, erinnert an schlimme Zeiten. Sie diente Hitler als Schulungsstätte für seinen Führungsnachwuchs. Passenderweise hatte sich der Himmel zugezogen und der Komplex wirkte noch bedrohlicher.
Wir verzichteten auf eine nähere Besichtigung und nahmen den kürzesten Weg über die Panzerplatten weiter durch die Dreiborner Hochfläche, wie die Hügellandschaft hier heißt.
Nachdem wir einen Bohlenweg überwunden hatten, gab es den ersten Fernblick auf Gemünd, unser heutiges Etappenziel.
Unser Weg schlängelte sich jetzt über Serpentinen hinunter ins Morsbachtal, um dann wieder hinaufzuführen zu Eifelblicken mit Namen Kickley und Modenhübel, kurz vorm Ende des Nationalparks und der Ortschaft Morsbach, wo wir uns in Lebensgefahr begaben.
Von Morsbach war es nicht mehr weit bis Gemünd, aber es reichte uns auch. Die Strecke war nicht nur über 21 km lang, sondern durch die vielen langgezogenen Steigungen auch ganz schön anspruchsvoll. Wir waren froh am Nationalparktor in Gemünd in unser Privattaxi steigen zu können. Ich war regelrecht platt. Der gute Roger brachte uns müde Wanderinnen nicht nur nach Raeren in Ostbelgien, dem Wohnort von Christa und Roger, sondern verwöhnte uns auch noch mit einem ganz besonders leckeren Abendessen.
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