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2014-09-09

Für heute hatte ich unser Etappenziel in Lechleiten geplant, wie es mein Kompass-Wanderführer vorschlug. 15 km sollten das sein und das schien mir genau richtig, zumal es auch eine Bushaltestelle "Lechleiten" gab. So war der Plan, aber es sollte anders kommen.

Früh am Morgen nahmen Jordy und ich den ersten Bus vom Campingplatz in Häselgehr bis nach Lech. Wieder waren wir eine Stunde unterwegs. Diesmal war ich aber im Besitz der Aktiv Card, die jeder Gast, der in der Naturparkregion nächtigt, von seinem Gastgeber erhält. In unserem Fall war das der Campingplatzpächter. Mit dieser Fahrkarte kann man kostenlos im gesamten Lechtal mit dem Bus fahren. Von der Haltestelle in Lech ging es kurz durch das Dorf und dann hinauf Richtung Lechweg.

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Es hatte die ganze Nacht und auch noch während der Busfahrt geregnet, doch pünktlich zum Wanderstart konnte ich die Regensachen im Rucksack verstauen. Was ich bisher nur in Lech gesehen habe, sind die kleinen Regenschirme und Markisen, die die tolle Blütenpracht an den Balkonen vor dem Regen schützen.

Die Sonne schien und es war schön zu beobachten, wie sich der Dunst im Tal langsam auflöste.

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Der heutige Weg unterschied sich sehr vom gestrigen Tag. Wir kamen durch ein Waldgebiet und trafen immer wieder auf Gebirgsbäche, die den Lech verstärken. Zu Gesicht bekamen wir den aber vorerst nicht, da er hier bereits in einer tiefen Klamm fließt.

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Dafür hatten wir aber ungehinderte Sicht auf die kleine Walsersiedlung Bürstegg mit kleiner Kapelle auf der anderen Seite der Schlucht.

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DSC06707Das Motiv mit der Bank im Vordergrund gefiel mir so gut, dass ich versuchte, mein Stativ in Positur zu bringen, um mit Selbstauslöser ein Foto von Jordy und mir zu schießen. Während ich mich mit dem Ding noch abmühte, sprach mich von hinten eine Wanderin an, die sich uns wegen ihrer Angst vor Hunden nur zaghaft näherte. Sie hatte uns beide schon länger im Visier und wollte jetzt unversehrt an uns vorbei. Ich versuchte sie zu beruhigen, dass von Jordy nun wirklich keine Gefahr ausgeht. Wir kamen nett ins Gespräch und ich drückte ihr meinen Fotoapparat in die Hand.

Jordy benahm sich gewohnt anständig und so lag es nahe, dass sich Uli uns beiden anschloss. Auch sie war seit gestern auf dem Lechweg unterwegs. Dummerweise erzählte sie mir, dass im letzten Jahr in der Gegend eine Wanderin von einer Kuh totgetrampelt worden ist, die sich und ihr Kalb von dem mitgeführten Hund bedroht gefühlt hat. Na toll, sehr aufbauend, da wir doch schließlich noch einiges an Rindvieh auf unserem Weg zu erwarten hatten. Es stellte sich heraus, dass sie nicht nur Angst vor Hunden und Kühen, sondern auch vor Höhen und Hängebrücken hat. Sich diesen vielen "Gefahren" und Ängsten zu stellen und sich mutterseelenallein trotzdem auf diesen Weg zu begeben, das hat mir imponiert.

DSC06709Gemeinsam nahmen wir die nächste Herausforderung in Angriff. Es ging jetzt nämlich bergab, und zwar sehr steil. Unser breiter Wanderweg ging in einen Steig über, der auf Holzbohlenstufen hoch über der fast senkrecht abfallenden Lechschlucht verläuft. Und der Untergrund war feucht und matschig.

An einem kurzen Wegstück hatten wir dann doch freie Sicht auf den inzwischen stark angewachsenen Lech mit seiner typischen türkisen Farbe.


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Allmählich kamen wir ihm immer näher und überquerten ihn an der neuen Geisbrücke kurz vor Warth.

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Hinter der Brücke ging es erst über einen breiten Forstweg in den Wald hinein. Der Lechweg knickte dann scharf nach links ab und führte einen schmalen Waldpfad hinauf auf die Höhe von Warth. Und dieser Waldpfad lässt wohl jedes Wanderherz höher schlagen.




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Am Fuße des markanten Biberkopfes liegen die Weiler Gehren und Lechleiten, wo meine Etappe lt. Plan enden sollte, während Uli noch ein gutes Stück weiter bis zu ihrem vorgebuchten Hotel in Steeg vor sich hatte.

Zuerst einmal ging es aber noch über Wiesenwege am Berghang entlang zum kleinen Hängebrückchen über den Krumbach.


Für Uli war das die Generalprobe für die berühmt berüchtigte Hängebrücke in Holzgau, die aber ganz andere Dimensionen hat. Ordentlich gewackelt hat diese aber auch, allerdings habe ich auch ein klein wenig nachgeholfen, quasi als Probe für den Ernstfall.

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Der Krumbach bildet die Grenze zwischen den österreichischen Bundesländern Vorarlberg und Tirol.

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Wir kamen durch den kleinen Ort Lechleiten in schönster aussichtsreicher Höhenlage und mir wurde plötzlich klar, dass hier so hoch in den Bergen kein Wanderbus vorbeikommen würde. Ein Blick auf die Karte bestätigte es, wir hätten den Lechweg verlassen und die Zufahrtsstraße bergab nehmen müssen, um die gleichnamige Haltestelle unten auf der Lechtalstraße zu erreichen. Gute Vorbereitung ist eben alles. Und jetzt? Zurückgehen, die Straße hinunterlaufen oder weitergehen? Ich entschied mich für Letzteres, vermutlich auch, weil ich mich nicht von Uli trennen wollte. Außerdem war es hier oben aber auch zu schön.
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DSC06760Über einen herrlichen Panoramaweg führte der weitere Verlauf oberhalb der Lechschlucht Richtung Steeg. Leider konnte ich den Weg jetzt nicht mehr richtig genießen, da ich mir Sorgen um Jordy machte. Der war jetzt ordentlich müde und legte sich bei jeder Gelegenheit platt auf den Boden. 

Mein Gewissen regte sich und ich versprach ihm für den Mittwoch einen Ruhetag bei Herrchen, aber jetzt musste er es noch bis zur nächsten Haltestelle schaffen.

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Die nächste Haltestelle lag 10 km und 2 1/2 Stunden weiter im Steeger Ortsteil Prenten. Dorthin führte ein Forstweg über Serpentinen ins Tal hinunter. Unterwegs gab es immer wieder schöne Aussichten. Es war ein wunderschöner Tag gewesen, aber jetzt war genug, mein Garmin zeigt 26 km. Ich verabschiedete mich von Uli, die noch ein Stück weiter nach Steeg musste. Für uns war nach diesem langen gemeinsamen Tag aber klar, wir wollten den Lechweg zusammen weitergehen und verabredeten uns deshalb für den nächsten Morgen an ihrem Hotel in Steeg. Jordy und ich stiegen in den Bus und brauchten jetzt nur noch 35 Minuten bis nach Häselgehr zu fahren.