2014-09-08
Der Ursprung des Lechs liegt bei der Formarinalpe im Zugertal in 1871 m Höhe. Dorthin gelangt man zwischen 8 und 16.30 Uhr ausschließlich mit dem stündlich verkehrenden Wanderbus. Als ich mit Jordy den ersten Bus um 8 Uhr bestieg, waren nur vereinzelte Wanderer mit an Bord. Da in Österreich für Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln Maulkorbpflicht besteht, war Jordy entsprechend ausgestattet. Obwohl wir das Maulkorbtragen vorher geübt haben, war er alles andere als begeistert und versuchte das Ding möglichst schnell wieder loszuwerden. Glücklicherweise achteten die Busfahrer nur beim Einsteigen auf das Einhalten dieser Beförderungsbedingung.
Nach abenteuerlicher Fahrt über die schmale Bergstraße stiegen wir 45 Minuten später und 430 Meter höher am Ausgangspunkt des Lechwegs aus. Eine Stele mit dem markanten geschwungenen "L" stimmt auf den Weg ein. Diesem Zeichen sollten wir in den nächsten Tagen noch oft folgen.
Jetzt machten wir aber als erstes einen Abstecher zum Formarinsee mit der Freiburger Hütte des Deutschen Alpenvereins.
Dann ging es aber endgültig los. Wir kamen zum Steinbockdenkmal, dass als Dankeschön für die ansässigen Jäger errichtet wurde, die für die Wiederansiedlung des Steinwildes gesorgt haben.
Wir folgten einem schmalen Pfad durch steinbesetzte Wiesen. Hier soll im Frühjahr zur Schneeschmelze der Formarinbach plätschern. Bei uns plätscherte noch nichts. Etwas ganz anderes beanspruchte unsere Aufmerksamkeit. Unser Wanderweg führte mitten durch die freilaufenden Rinder, denen wir uns unaufhaltsam näherten.
Was heißt, wir näherten uns. Als die Rindviecher sahen, welches Untier auf sie zukam, verkürzten sie von sich aus die Distanz.
Das war Jordy ja nun nicht gewohnt. Er kannte bisher Kühe nur hinter Zäunen. Aber da half alles nichts. Wenn wir unsere Fernwanderung nicht abbrechen wollten, bevor sie richtig begonnen hatte, dann mussten wir da durch. Also gut zureden und durch. Glücklicherweise hatten wir es überwiegend mit neugierigem Jungvolk zu tun, das gefährlicher aussah als es war.
Am gegenüberliegenden Berghang sahen wir den zweiten Wanderbus des Tages, der war aber jetzt voll besetzt. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wußte, darin befand sich eine Person, die ich am nächsten Tag näher kennenlernen sollte. An dieser Stelle winkten wir uns aber erst einmal unbekannterweise zu.
Der Weg war unbeschreiblich schön. Es ging immer sacht bergab entlang des steinernen Bachbettes, das sich erst ganz allmählich mit Wasser füllte. Ständig musste ich stehen bleiben, um zu fotografieren und nach den pfeifenden Murmeltieren Ausschau zu halten. Der Weg war sorgfältig markiert und mit hölzernen Stegen und Brückchen komfortabel angelegt.
Wir überquerten Johannesbach, Formarinbach und Spullerbach und erreichten beim Zusammenfluß von Formarin- und Spullerbach die Geburtsstätte des Lechs.
Solche komfortablen Picknick-Grill-Plätze sollten wir noch öfter antreffen. Ich frage mich nur, wer schleppt sein rohes Kotelett oder Würstchen im Rucksack mit, wenn er sich auf eine Wanderung begibt?
Der Lech erhielt unterwegs immer wieder Verstärkung durch viele kleine Gebirgsbäche und verwandelte sich allmählich vom Wildbach zum Fluss.
Das Gasthaus Älpele ließen wir links liegen, es hat montags geschlossen.
Einen kleinen Abstecher machten wir allerdings zu einem alten Sägewerk auf der anderen Lechseite, das früher mit der Wasserkraft des Weißbaches angetrieben wurde.
Wieder zurück auf dem Lechweg näherten wir uns langsam aber sicher unserem Zielort Lech. Wir kamen an ersten Häusern und an Relaxliegen vorbei, mussten uns ein letztes Mal für heute durch die Rinderherde kämpfen und überquerten eine Brücke mit einem ganz originellen Brückenhäuschen.Der Himmel hatte sich inzwischen bedrohlich zugezogen und es fing ganz leicht an zu regnen, als wir nach unserer 14 km langen 1. Etappe in Lech eintrafen. Ein wunderschöner und leichter Weg, der uns ganz allmählich bergab bis auf 1444 m Höhe brachte. Jetzt mussten wir noch durch den Ort zur Bushaltestelle, um "Heim" zu Hans und Wohnmobil in Haselgehr zu gelangen. Also wieder kurz den Maulkorb anziehen und hinein in den überfüllten Bus mit müden Wanderern. Uns stand noch eine Fahrt von einer Stunde bevor.
Kampen/Sylt grüßt seinen Partnerort Lech
Jordy war das alles egal. Tiefenentspannt machte er es sich zwischen strammen Waden bequem.