Und noch einmal Rügen
01.10. bis 15.10.2021
Zum wiederholten Mal hat es uns nach Rügen gezogen. Immer wieder musste es die im Südosten gelegene Halbinsel Mönchsgut sein und dort wiederum die Halbinsel Groß Zicker mit dem gleichnamigen Dorf. Was ist für uns der Reiz an genau dieser Gegend?
Mönchsgut bietet alles, was die größte deutsche Insel ausmacht, eben nur auf kleinerem Raum. Viele verschiedene, abwechslungsreiche Landschaftselemente sind hier als kleine Teilstücke zwischen Meer und Bodden harmonisch miteinander verbunden. Lange Sandstrände mit Dünen sind ebenso zu finden wie Naturstrände und hohe Steilufer, Buchenwälder und flache Salzwiesen oder Hügelketten mit Trockenrasen. Eine einmalig schöne Landschaft, die es vor allem mir angetan hat.
Die Halbinsel Gross Zicker ist für mich der Höhepunkt der wunderschönen Mönchgutlandschaft.
Die "Zickerschen Berge" habe ich in vergangenen Urlauben mit meinem verstorbenen Schäferhund Jordy ausgiebig durchstreift. Jetzt brannte ich darauf, unserem Jungspund Aaron alles zu zeigen. Ob er von der offenen, weiten Landschaft genauso begeistert sein würde?
Die trockenen Blütenstände der Wildkräuterpflanzen lassen erahnen, welche Blütenpracht im Frühling und Sommer hier zu genießen ist, vom Duft ganz zu schweigen.
Hier kann man die vierbeinigen Landschaftsgärtner bei ihrer wichtigen Arbeit beobachten. Sie sorgen dafür, dass der Trockenrasen erhalten bleibt. Gerne würde Aaron sie mal richtig aufmischen.
Auch die Aussicht von hier oben in alle Richtungen kann sich sehen lassen. Bei einem Abendspaziergang von Groß Zicker über den "Berg" nach Gager, dem anderen Dorf auf Groß Zicker, gab es viel Farbe am Himmel zu bewundern. Im Hintergrund ist die Halbinsel Altreddevitz zu erkennen.
Ein Kleinkünster unterhielt hier am Deich die warm eingepackten Feriengäste vom Kofferraum seines PKWs aus.
Der Bakenberg ist mit seiner Höhe von 66 m die höchste Erhebung der Halbinsel Mönchgut. Hier oben befand sich bis 1999 ein Gebäude zur Wasserversorgung der Dörfer Gager und Groß Zicker. Heute steht hier ein "Corona-Kreuz" mit der Aufforderung: "alles, was dich in dieser Zeit bedrückt, alles was dir Angst macht, alles, was dir auf der Seele brennt, kannst du an diesem Kreuz ablegen und dafür einen Stein unter das Kreuz legen". Davon wurde ausgiebig Gebrauch gemacht, hoffentlich hilft´s.
Links der Blick zum Dorf Groß Zicker und das Zickersche Höft, rechts nach Gager mit der dahinter erkennbaren Halbinsel Reddevitz.
Die bekanntesten und ältesten Gebäude von Groß Zicker sind das unter Denkmalschutz stehende Pfarrwitwenhaus und die kleine evangelische Kirche.
In der Nähe der Kirche liegt der kleine Hafen, von dem man über einen Deichweg das Zickersche Höft erreichen kann.
Von hier aus hat man einen schönen Blick hinüber zum Dorf.
Am Ende des Deichweges fällt mir die Entscheidung schwer, ob ich mit Aaron "unten rum", über den Geschiebestrand, oder doch lieber hoch, entlang der Steilküste wandern möchte. Beide Alternativen haben ihren besonderen Reiz.
An der Wasserkante entlang kann man um das Zickersche Höft fast bis nach Gager gelangen. Neben tonnenschweren Findlinge aus Skandinavien findet man hier Ablagerungsgesteine von fern und nah. Man muss manchmal auch ganz schön kraxeln,
Für uns beide Genuß pur.
Am "Nonnenloch" besteht die Möglichkeit zum Aufstieg. Der Findling am Fuß der Treppe wiegt 40 kg.
Die wenigsten Tagestouristen, die sich hierhin verirren, ahnen, dass man hier auch einen Steiluferweg genießen kann. Wir haben auf jeden Fall unterwegs niemanden getroffen. Natürlich wird wie überall vor den Abbruchgefahren gewarnt.
Nach einem Blick zurück zum Dorf führt der Trampelpfad hinein in das bewaldete Höft.
Auf dem Weg zurück hinunter ins Dorf führt der Weg über einen alten Fahrweg. Früher, als viele der Rasenflächen noch Felder waren, wurde er häufig benutzt. Heute fährt hier nur noch ab und zu der Traktor, mit dem die Schafherde versorgt wird.
Im Hintergrund kann man die Halbinsel Klein Zicker mit dem Klein Zicker Berg (38 m) erkennen, die natürlich auch besucht wird.
Mit dem Bus ist Klein Zicker Ort schnell erreicht. Durch das kleine Dorf geht es stetig bergauf zum Klein Zicker Berg. Zu DDR-Zeiten stand von 1967 bis 1991 hier oben eine russische Radarstation und dieser Bereich war bis 1990 militärisches Sperrgebiet. 1997 erfolgte dann der Rückbau der militärischen Altlasten und seither kann man den Klein Zicker Berg in seiner natürlichen Schönheit genießen.
Für mich besonders interessant der Blick nach gegenüber zur Halbinsel Groß Zicker. Ich kann sogar unser Ferienhaus erkennen.
Wegen seiner direkten Lage am Greifswalder Bodden mit seinem Flachwasserbereich ist Klein Zicker für Surfer und Kiter ein beliebtes Ziel. An einem besonders stürmigen Tag zogen mich die weithin sichtbaren Segel magisch an. Wieder brachte uns der Bus hin, per pedes ging es dann am Strand entlang zurück.
Der südlichste Landzipfel von Mönchsgut heißt Thiessower Haken. Hier trifft die Ostsee mit dem Greifswalder Bodden zusammen. Bergauf ging es jetzt zum Aussichtspunkt auf dem Südperd und weiter zum Lotsenturm.
Vom Turm war die Aussicht phantastisch. Links der Greifswalder Bodden und das Dorf Thiessow, rechts der kilometerlange Sandstrand.
Im Hintergrund die nah bei einander liegenden Halbinseln Klein - und Groß Zicker, unten der Weg ins Dorf bzw. zum Sandstrand, den wir später einschlugen.
Treppab, am Strandcafé vorbei und wir waren auf dem menschenleeren Sandstrand.
Der Strand ist in Abschnitte unterteilt: in FKK-, Textil- und Hundestrand. Der Vorteil der Nachsaison, wir haben Ruhe und brauchen auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen.
In Höhe von Groß Zicker verließen wir den Strand und zwischen Puten und Schafen ging es über einen Damm ins Dorf.
Gerade einmal 2 km sind es vom Dorf bis zum Sandstrand. Ein besonders strahlender Tag lockte mich ein paar Tage später wieder hin. Diesmal sollte es in die andere Richtung, nach Göhren gehen.
In Göhren war die Familie wieder vereint.
Wir hatten wirklich viel Glück mit dem Wetter. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel starteten wir zu unserer "Seefahrt". Das auf der anderen Seite der Zicker Berge liegende Dorf Gager hat nicht nur einen sehenswerten kleinen Fischereihafen, sondern hier legt auch ein Ausflugschiff an, das die Feriengäste kostenlos durch die Boddenlandschaft in die umliegenden Häfen befördert.
Der Hafen von Lauterbach war schon entschieden größer. Idyllisch wurde es in Baabe, wo ich mit Aaron das Schiff verließ, während Hans zurück nach Gager fuhr.
Der Baaber Hafen liegt abseits vom Ortskern und kann mit der wahrscheinlich kleinsten Fähre der Welt aufwarten. Für einen Euro befördert der Fährmann die Gäste auf die andere Seite der Having hinüber zur Moritzburg. Die mit Schilfrohr gedeckten Fischerhäuser sind die reine Augenweide.
Natürlich musste auch Aaron auf die Fähre und wir machten auf der anderen Seite einen Spaziergang nach Seedorf.
Mit der kleinen Baaber Bäderbahn fuhren wir dann nach Baabe und zum Strand, um von dort den Heimweg anzutreten. Vorbei an Gören und Lobbe erreichten wir kurz vor Sonnenuntergang unser Ziel. Was es aber auch unterwegs alles zu sehen gab.
Wer nicht wie ich die Einsamkeit auf Rügen sucht, der hat es nicht weit zu den Ostseebädern Sellin und Binz. Hier ist auch in der Nachsaison noch viel los. Dort kann man auch die aufwändig restaurierte Bäderarchitektur bewundern. Das habe auch ich bei früheren Aufenthalten getan, sie ist wirklich sehenswert. Diesmal ging es auf dem Hochuferweg von Sellin nach Binz. Von der Seebrücke ging es direkt in den Buchenwald.
Tolle Aussichten und schmale Waldpfade wechselten sich ab.
Auch ein Abstecher zum romantisch gelegenen "Schwarzen See" musste sein.
Bald war Binz in der Ferne durch die Bäume zu erkennen. Bei einer Abstiegsmöglichkeit verließen wir den Hochuferweg und wanderten über den Strand nach Binz.
Der absolute Höhepunkt jeder Rügenreise war bisher immer der Hochuferweg von Sassnitz zum Königsstuhl durch den Naturpark Jasmund. Auch dieses Mal war es so und wieder hatten wir strahlenden Sonnenschein mit tollen Aussichten.
Die Fußgänger unten am Strand sahen aus wie Ameisen.
Die Aussichten waren spektakulär, aber auch der Weg im Wald war abwechslungsreich.
Eine lange Menschschlange hatte sich vor der Viktoriasicht gebildet. Jeder wollte einmal auf dem frei zugänglichen Aussichtspunkt gegenüber dem Königsstuhl an der Kleinen Stubbenkammer stehen. Auf 110 m Höhe hat man hier einen spektakulären Tiefblick zur Ostsee.
Ich verzichtete auf´s Schlangestehen und konnte den Königstuhl trotzdem gut sehen. Der Blick aus der Ferne reichte mir. Ein Besuch des Nationalpark-Zentrums ist bestimmt sehr interessant, aber bisher haben mich die Menschenmassen drum herum immer davon abgehalten. Der voll besetzte Bus, der uns zurück nach Sassnitz beförderte, war schon schlimm genug.
Natürlich gibt es auf Rügen noch viel mehr Möglichkeiten, seinen Urlaub zu gestalten. Auch mit dem Rad haben wir viele Ausflüge gemacht, allerdings habe ich sie nicht mit der Kamera festgehalten. Die für mich wichtigsten Erlebnisse habe ich hier verewigt. Beim Betrachten der Fotos stellt sich bereits wieder Sehnsucht ein. Wer weiß, vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen. Wenn nur die lange Fahrt nicht wäre...