2020-10-17
Mein vorletzter Wandertag im Teutoburger Wald war angebrochen. Für den morgigen Abreisetag kam nur noch eine kurze Abschiedsrunde infrage. Also war heute die letzte Gelegenheit für eine schöne große Tour. Nachdem mich gestern meine Stippvisite auf dem Eggeweg so begeistert hatte, entschied ich mich für den heutigen Tag für die 17 km lange Klimaerlebnisroute Velmerstot, die zum einen ein großes Stück über den Eggeweg, zum anderen aber auch zur höchsten Erhebung des Eggegebirges, die (oder auch der) Velmerstot, führt. Velmerstot bedeutet übrigens der Steilhang von Feldrom (Stot = Steilhang).
Los ging es vom Wanderparkplatz Buchenberg in Veldrom. Ein kurzes Stück die Straße entlang und schon wurde ich direkt von drei Wegmarkierungen in den Wald und zum Silberbach gelockt. Aaron hatte mal wieder alles, was er zu seinem Glück braucht.
Bald erreichten wir das ehemals idyllische Silberbachtal. Ich hatte im Vorfeld schon erfahren, dass in diesem Gebiet die Baumfällarbeiten wegen der vielen toten Bäume besonders unfangreich ausgefallen waren und mit Wegsperrungen zu rechnen sei, allerdings die Wege am Wochenende freigegeben würden. Darauf vertraute ich und heute war schließlich Samstag. Der Anblick war dann aber doch ein Schock.
Immerhin war der Weg nicht gesperrt und bald hatten wir den Aufstieg geschafft.
Aber als wir uns dem Eggeweg näherten, wurde es wirklich idyllisch. Die Velmerstot besteht aus zwei Kuppen, der nördlichen (Lippische Velmerstot) und der höchsten (Preußische Velmerstot). Da beide Gipfel über viele Jahrhunderte beweidet wurden, entstanden hier weite Bergheideflächen. Heute treffen sich hier die Grenzen der Kreise Lippe, Paderborn und Höxter.
Auf dem Gipfel der Lippischen Velmerstot (441 m) steht ein 1,6 m hoher Obelisk aus Sandstein, der neben der Jahreszahl „1916“ unter anderem die Inschrift „Komm gern zu mir, doch schone mich, denn alles hier geschah für dich“ trägt. Von hier aus soll man eigentlich bis zum Hermannsdenkmal sehen können. Habe ich schon erwähnt, dass wir wieder feuchtes, diesiges Wetter hatten? Fotos mit schönen Fernsichten kann ich nicht bieten. Da muss die nähere Umgebung herhalten.
Hier oben gab es einige skurrile Bäume, die mich in den Bann zogen. Hier führt der Eggeweg in nördlicher Richtung weiter, für uns ging es jetzt in die entgegengesetzten Richtung.
Auf dem weiteren Eggewegverlauf hätte ich tolle Fernsichten haben können. Auf dem Eggeturm auf der Preußischen Velmerstot (468 m), bin ich gar nicht erst gestiegen. Die beiden Kuppen waren in der Vergangenheit Grenzgebiet, so erklären sich die Namen Preußische Velmerstot und Lippische Velmerstot.
Danach gerieten wir auf dem Eggeweg wieder ins Chaos.
Es gab kein Durchkommen und ich suchte nach einer Alternative. Irgendwie fand ich es etwas ernüchternd, dass direkt neben dem Eggeweg ein asphaltierter Wirtschaftsweg verlief.
Sobald es möglich war, wanderten wir weiter auf dem Eggeweg, der jetzt zu einem schmalen Pfad geworden war. Der Pfad war sehr schön, trotzdem störte mich das Wissen um das Sträßchen nebenan, verrückt oder?
Es gab viele Fliegenpilze auf diesem Weg. Einen besonders ausgefallenen wollte ich fotografieren. Erst bei der Durchsicht der Fotos Zuhause habe ich entdeckt, dass sich Aaron mal wieder vor die Kamera drängen musste und noch mindestens einmal über den giftigen Pilz geschleckt hat. Dann wurde mir auch klar, warum eine Stunde später das große Brechen begann.
Die hölzernen Wegweiser in dieser Gegend bräuchten dringend eine Auffrischung. Für uns ging es jetzt talwärts, weg vom Eggeweg.
Wir erreichten im Tal Kempen mit seinem Traktorenmuseum und machten nebenan eine kleine Pause.
Weiter ging es durch die diesige Landschaft. Es war so diesig, dass man noch nicht einmal die Windkrafträder des Windkraftparks erkennen konnte.
Die Gaststätte Bauernkamp mit Wildpark war gut besucht, ist aber auch nur am Wochenende geöffnet.
Vom Wetter war heute nichts mehr zu erwarten. Aber auch solch eine Nebelwanderung kann ihren ganz speziellen Reiz haben. Die Tour sollte ja auch schließlich eine Klimaerlebnisrunde sein;-)
Vorbei an vielen markanten, aber verrotteten hölzernen Wegweisern kamen wir ohne weitere nennenswerte Erlebnisse auf unserem Wanderparkplatz im Wald an.
Obwohl der Tag vom Wetter her nicht der geeignetste war, um Gipfel zu erstürmen, war ich froh, dass ich diese Tour unternommen habe. Die Velmerstot ist schließlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Höhepunkt in dieser Gegend.
Eigentlich sollten entlang der KlimaErlebnisRouten die faszinierenden Wechselwirkungen von Klima, Natur und menschlicher Gesundheit sichtbar und erlebbar gemacht werden. Dafür benötigt man einen speziellen Wanderführer mit entsprechenden Beschreibungen und Erklärungen. Aber auch ohne diese Broschüre habe ich hautnah einen Einblick in den Klimawandel erhalten, leider auch in seine negativen Folgen.