2019-08-08
Tag 2 unserer geführten Vennüberquerung von Malmedy nach Eupen. Am Ende des gestrigen wunderschönen Wandertages trennten wir uns an der Malmedyer Straße (N 68) vor der Herberge Baraque Michel von unseren Mitwanderern. Wir hatten es nicht weit bis zum Wohnort von Christa in Raeren, während der überwiegende Teil der Gruppe in Baraque Michel übernachtete.
Christas Mann Roger brachte uns wieder pünktlich zum Treffpunkt. Der Wetterbericht für den heutigen Tag verhieß nichts Gutes, zumindest für die zweite Tageshälfte. Aber noch war vom angekündigten Regen nichts zu sehen. Mit einer etwas verkleinerten Gruppe von 15 Personen machten wir uns schließlich auf den Weg.
Zunächst versammelten wir uns vor der benachbarten Kapelle Fischbach, wo uns unser Wanderführer Dieter auf den bevorstehenden Weg einstimmte und Informationen über die Kapelle gab. Dabei wurden wir von diesen wuscheligen Gesellen neugierig beäugt. Im Turm der Kapelle brannte früher ein Leuchtfeuer, um Wanderern im Venn den Weg zu weisen. Zum gleichen Zweck läutete jeden Abend eine Glocke.
Dann überquerten wir die Straße, die das Venn durchteilt und tauchten auf der anderen Seite sofort in die unendliche Weite der Landschaft ein.
Links von uns erstreckte sich das Noir Flohay. Holzstege führten uns bald über die blühende Heide und an gespenstisch wirkenden Baumgerippen vorbei.
Am Wegesrand stießen wir auf diesen Grenzstein. Auf einer Seite steht ein „B" für Belgien und auf der anderen Seite ein „P" für Preußen. Bis 1914 bildete der Weg die Grenze zwischen Belgien und Preußen.
Wir durchquerten das Quellgebiet der Hill, die uns jetzt über ihre gesamte Länge von über 20 km vom Dach Belgiens bis hinunter nach Eupen begleiten würde. Anfangs nur ein kleines Rinnsal, konnte man bald an der Vegetation ihren Verlauf erkennen.
Langsam wurde der Bach breiter. Wir befanden uns auf der Grenze zwischen dem Wallonischen Venn auf der rechten Seite und dem Noir Flohay links von uns. Dort wurde die Vegetation immer bizarrer. Das Noir Flohay ist der Rest eines alten Kiefernwäldchens, das immer wieder von natürlich entstandenen Moorbränden heimgesucht wurde. Der Großbrand vom Ostermontag 2011 hat es dann endgültig zerstört. Inzwischen ist die Hochebende wieder üppig grün bewachsen und nur noch die alten Baumskelette erinnern an das frühere Wäldchen.
Die Heidelbeeren waren immer wieder eine Pause wert. Aber auch diese ganz besondere Landschaft ließ uns immer wieder innehalten und fotografieren. Festhalten für die Erinnerung.
Um 13 Uhr hatten wir nicht nur das Venn, sondern auch das schöne Wetter hinter uns gelassen. Unser Wanderführer Dieter hatte für die Mittagspause den Herzogenhügel eingeplant. Entlang der Hill verlief im Mittelalter die Grenze zwischen dem Herzogtum Limburg und dem Herzogtum Jülich. Auf einem sehr schönen Rastplatz ganz nah am Ufer der Hill stehen Holzbänke und ein Tisch, wo für uns alle ausreichend Platz gewesen wäre. Ausgerechnet als wir uns niederlassen wollten, begann es zu nieseln und die unterschiedlichsten Regenoutfits wurden ans Tageslicht befördert.
Gut verpackt ging es nach kurzer Pause weiter durch den historischen Herzogenwald. Nach einem ganz kurzen Stück Asphalt führte uns ein verwurzelter Pfad steil in die Tiefe.
Weiter führte uns die weiß-rote Markierung auf schmalen Pfaden oberhalb der Hill am Hang entlang. Unten im Tal angekommen, regnete es immer stärker. Ich war hin und hergerissen, meine Kamera im Rucksack vor dem Regen zu schützen und sie wieder herauszuholen, um unter dem Schirm dieses Naturschauspiel festzuhalten.
Zu allem Überfluss kamen dann auch noch ein paar Passagen mit Stahlseilen entlang des steinigen, rutschigen Ufers hinzu. Das war nicht ohne, vor allen Dingen, wenn man in der einen Hand den Schirm und mit der anderen die Kamera hält. Glücklicherweise gab es keine Rutschpartien und ich bin froh, die Fotos gemacht zu haben. Zu den Steinmännchen auf der anderen Seite haben wir alllerdings nichts beigetragen;-(
Zwischenzeitlich hatten wir sogar gedacht, mit dem Regen wäre es vorbei...
Wir erreichten die Hillsperre. Diese Sperre dient dazu, bei Bedarf das Wasser der Hill durch einen 1,5 km langen Tunnel zur Wesertalsperre zu leiten. Sie sorgt also für die Regulierung und Vergrößerung des Trinkwassereinzuggebietes.
Ja, und dann wurden die letzten Fotos dieser Wanderung gemacht. Gegen 16 Uhr öffneten sich nämlich die Himmelsschleusen und die Kamera wurde endgültig in den Rucksack verbannt.
Wie gut, dass die landschaftlich schönsten Abschnitte hinter uns lagen. Jetzt war es nicht mehr so schlimm. Gut verpackt trafen wir nach 22 km um 17.15 Uhr in der Unterstadt von Eupen ein. Müde, aber voller wunderschöner Eindrücke ließen wir uns in einem Café nieder. Dieter war die Erleichterung, dass er seine Schäflein alle heil und gesund ans Ziel gebracht hatte, anzumerken. Ich war froh, dass ich mich mit Christa dieser netten Gruppe angeschlossen hatte und wir nicht auf eigene Faust losgezogen sind. Es war ein tolles Erlebnis. Hier geht es zum Track.
Jetzt musste jeder noch sehen, wie er mit Bus oder Taxi zu seinem Auto in Malmedy oder Baraque Michel gelangte, Christa und ich hatten wieder ein Privattaxi, das uns nach Raeren brachte. Am nächsten Tag trat ich die Heimreise nach Leverkusen mit dem Zug an. Es waren für mich zwei unvergessliche Wandertage.