2019-03-24
Kann mir als "Genusswanderin", die überwiegend alleine unterwegs ist, rudelwandern eigentlich Spaß machen? Ich war heute bereits zum vierten Mal mit den Trekkies von TrekCologne unterwegs - irgendetwas scheint mir ja daran zu gefallen. Das Fazit kommt am Ende.
Eigentlich hatten wir auf besseres Wetter gehofft, der Wetterbericht hörte sich Anfang der Woche noch bedeutend positiver an. Der Himmel war wolkenverhangen und alles grau in grau, als sich 13 Wanderer am Bahnhof Königswinter trafen. Hier sollte der Startpunkt der Wanderung sein, angereist sind aber alle mit dem PKW.
Im Uhrzeigersinn startete der Wanderführer Werner in den Track Richtung Petersberg. Nur schemenhaft war das Gästehaus auf dem Berg zu erkennen. Bald ging es aufwärts, und das war gut so. Die Temperaturen waren nämlich alles andere als frühlingshaft.
Auch auf der Streuobstwiese erinnerte noch nichts an den Frühling, eher an die vergangenen stürmischen Tage. Im Wald gab es nur einen Hauch von erstem zarten Grün an den Laubbäumen.
Wir waren keineswegs alleine unterwegs, es gab noch ganz andere Rudel. Läufer, mit und ohne Hunde und immer wieder Radfahrer ließen wir vorbei.
Das ich meine Mitwanderer immer nur von hinten fotografierte, hat eine natürliche Ursache. Sie sind flott unterwegs. Fotos konnte ich nur aus der Hüfte schießen. Die vielen Stolleneingänge (z.B. Theodor Rings "Alter Heinrich") die wir passierten, hätte ich mir ja schon gerne näher betrachtet. Die sind allerdings sicherheitshalber nicht zugänglich. Aber natürlich wollte ich den Anschluss nicht verpassen und so ging es munter weiter rauf und runter.
Nach einer Stunde gab es die erste Trinkpause. Danach kam bald das Milchhäuschen in Sicht, in dem trotz des trostlosen Wetters schon Ausflugsverkehr herrschte. Schnurstracks zog die Truppe daran vorbei. Ich konnte noch nicht einmal die Speisekarte auf der Tafel entziffern.
Bergauf gelangten wir zum ersten von vielen Aussichtspunkten ohne Aussicht, die Dr. Eduard-von-Gartzen-Hütte. Wie ein grauer Vorhang hing der Dunst vor der Landschaft. Es gab leider nichts zu sehen.
Flott führte uns Werner weiter. Es ging bergab zum Schallenberg. Der hat sogar ein Gipfelkreuz, das allerdings an einer recht unzugänglichen Stelle unterhalb des Gipfels plaziert war. Leider konnte ich die andernen nicht zu einem Gruppenfoto am Gipfelkreuz überreden. Die Stelle sah auch eigentlich eher so aus, als würde das Kreuz eine Absturzstelle markieren. Ein Grablicht stand auch schon da.
Steil bergab vom Schallenberg ging es kurz darauf wieder steil bergauf zur Walter-Guilleaume-Hütte. Von hier aus hatte wir genauso wenig Aussicht. Den Rhein konnten wir nur ahnen.
Zwanzig Minuten später gab es wieder keine Aussicht, dafür aber einen netten Radfahrer, der uns unbedingt fotografieren wollte. Ich glaube, man kann auf dem Foto gut erkennen, dass unsere Laune nicht vom Wetter abhing.
Während nach getaner Arbeit die Radfahrer auf der einen Seite den Berg hinabfuhren, kam von der anderen Seite die Läufertruppe mit Hunden schon wieder angerannt. Hier war was los.
Während die erst einmal verschnauften, ging es bei uns in gemäßigterem Tempo bergab. Inzwischen hatte es auch noch angefangen zu nieseln.
Vorbei an mächtigen Gesteinsformationen gelangten wir zum Löwenburger Hof. Inzwischen war es 12.30 Uhr, der richtige Zeitpunkt für eine Mittagspause im Trockenen!?
Doch Werner hatte ein anderes Ziel für die Mittagspause, und das war gut so. Die Ruine der mittelalterlichen Löwenburg bot eine ganz besondere, mystische Kulisse. Das Wetter passte irgendwie dazu. Die große Rundbank unter dem Baum war zufällig frei und bot Platz für alle. Gut gemacht Werner.
Scheinbar hatten alle ihre Butterbrotdosen leergegessen, denn plötzlich klarte der Himmel auf und das erste Fleckchen blauen Himmels war zu erkennen. Wir verließen die Ruine und erreichten bald wieder den Löwenburger Hof.
Jetzt ging es weiter im Sonnenschein auf bequemen breiten Wegen.
Das war Werner dann doch zu bequem. Er pfiff uns zurück und war der Meinung, der obere Weg sei doch schöner. Also zurück marsch, marsch und wieder bergauf. Durch den Richtungswechsel war ich jetzt kurzfristig sogar mal ziemlich weit vorne.
Um 14.30 Uhr traten wir unseren letzten Abstieg des Tages an.
Hier kam uns ein ganzer Pulk von Ausflüglern in Richtung Drachenfels entgegen. Wir ließen Schloss Drachenburg und auch die Bahnstation der Zahnradbahn auf der linken Seite liegen und wanderten Richtung Königswinter.
Zur allerbesten Kaffeezeit trafen wir im Ort ein. Zum Abschluß der Wanderung suchten wir noch alle gemeinsam ein Café an der Rheinpromenade auf, das - oh Wunder - noch einen großen Tisch für uns frei hatte. Hier ließen wir die Tour ausklingen. 18 km haben wir zurückgelegt. Die Stimmung war bedeutend besser als das Wetter. Alle Mitwanderer waren sehr nett und es gab interessante Gespräche. Kurz und gut, Rudelwandern kann mit den richtigen Leuten auch Spaß machen und war für mich trotz des Wetters und der strammen Gangart ein tolles Erlebnis. Es war bestimmt nicht meine letzte Wanderung mit den Trekkies. Die Tour selbst ist sicher bedeutend schöner, wenn man bei klarem Wetter auch eine gute Sicht auf die Landschaft hat. Es gab viele Aussichtspunkte und Bänke an markanten Stellen. Es lohnt sich bestimmt, die Tour bei besseren Wetterbedingungen zu wiederholen. Wer Lust zum Nachwandern hat, findet hier den Track.
Auf dem Weg zum Bahnhof, wo unsere Autos parkten, machten wir noch ein Gruppenfoto.
Vom Parkplatz aus hatten wir dann doch noch einen schönen Blick auf den Petersberg.