Vorfrühling an der Ahr
2019-02-24
Kaiserwetter im Februar. Hoch Erika versprach auch für das Wochenende frühlingshafte Temperaturen und Sonne satt. Die Interessengemeinschaft TrekCologne hatte übers Internet eine Wanderung an der Ahr angeboten, die sich an eher konditionsstarke, ausdauernde Wanderer richtete. Die Anmerkung der Wanderführerin: "die Tour ist nicht komplett vorgewandert, daher ist alles möglich (verlaufen, querfeldein, breite, schmale, schlammige Wege usw.)", sprach wohl auch eher sportive, abenteuerlustige Wanderer als Sonntagsspaziergänger an. Für mich persönlich war es der dritte Versuch mit den Trekkies.
Mit mir 13 Personen folgten dem Aufruf und trafen sich um 10 Uhr am Wanderparkplatz an der Josefsbrücke in Walporzheim. Hier war es noch schattig und kalt. Die von der Sonne beschienenen Hänge auf der anderen Talseite zogen uns magisch an.
Wahrscheinlich lag es auch an den niedrigen Temperaturen, dass das Starttempo für mein Empfinden recht hoch war und so waren wir im Handumdrehen mitten in den Weinbergen. Von da an ging es erheblich langsamer, aber dafür steiler bergauf zum Aussichtspunkt "Bunte Kuh". Jetzt war niemandem mehr kalt und wir genossen die Aussicht auf das in der Ferne liegende Weindorf Dernau.
Nachdem wir mühsam an Höhe gewonnen hatten, ging es über einen Serpentinenweg durch Wald wieder bergab.
Der spätere Rückweg war auf der anderen Seite der Ahr geplant, dort, wo der Ahrsteig entlangführt. An dem kleinen Pickel auf dem Weinberg gegenüber, dem Krausbergturm, würden wir heute den höchsten Punkt der Tour erreichen. Bis dahin war es noch ein weiter Weg.
Durch Wald gelangten wir zum ehemaligen Eingangsbauwerk Ost/West des Regierungsbunkers, der unter großer Geheimhaltung in den Jahren 1960 bis 1972 in den Weinbergen zwischen Bad Neuenahr/Ahrweiler und Dernau angelegt worden ist.
Von hier aus zog es unsere Wanderführerin massiv in die Höhe. Wie sollten wir da nur hochkommen? Während wir es noch nicht so ganz glauben konnten, schwirrten die Pfadfinderinnen schon aus. Ja, und dann...
Unwegsam ging es weiter, bis wir dann wieder festen Boden unter den Wanderschuhen hatten.
Es war inzwischen so warm geworden, dass wir schon halbnackte Arbeiter in den Weinbergen entdeckten.
Dem Krausbergturm waren wir immer noch nicht näher gekommen.
Gegen 13 Uhr hatten wir etwa die Hälfte der Tour geschafft und suchten uns ein besonders schönes Plätzchen für unsere Mittagsrast mit Aussicht.
Das Gespräch kam immer wieder auf die hervorragende Eisdiele in Dernau, aber wir kamen dem Ort nicht nahe genug. Auch die Ruine der Saffenburg oberhalb von Mayschoss sahen wir nur aus der Ferne.
Dafür näherten wir uns jetzt unaufhaltsam dem Weinort Rech, wo wir die Ahr überquerten.
Oberhalb von Rech schraubten wir uns auf sonnigen Waldwegen ganz allmählich in die Höhe.
Ich war ziemlich erstaunt, wie schnell und problemlos wir jetzt dem Krausbergturm nahe gekommen sind, dem weithin sichtbaren Dernauer Wahrzeichen.
Dann waren wir oben. Vor und in der urigen Krausberghütte herrschte Hochbetrieb. Die Fahne auf dem Turm signalisiert, dass die Hütte geöffnet ist. Hier machten wir noch eine Pause und bestiegen natürlich auch den Turm.
Von hier soll man bei guter Sicht bis zum Kölner Dom sehen können.
Danach ging es auf dem Ahrsteig weiter und schon standen wir vor dem nächsten Turm. Der Alfred-Dahm-Turm konnte natürlich nicht mit dem Krausbergturm mithalten, aber raufgeklettert bin ich trotzdem.
Weiter ging es durch den Wald Richtung Walporzheim. Der Ahrsteig machte seinem Namen alle Ehre. Ein Zickzackweg führte uns bergab.
Im Tal angekommen, erreichten wir einen Wanderparkplatz am Ahrufer. Einen kurzen Augenblick dachte ich, unser Ausgangspunkt sei erreicht. Doch weit gefehlt. Unsere Wanderführerin hatte noch eine Einlage in die Höhe zur Katzley eingeplant. Ich war ein wenig fassungslos, wir waren doch unten und der Walporzheimer Parkplatz fast zum Greifen nah...
Hier teilte sich die Gruppe. Während eine Hälfte den Ahruferweg zum Ausgangspunkt wählte, wurde ich zum Scout ernannt, sammelte meine restlichen Kräfte zusammen und führte meine Mitwanderer einen sehr steilen, felsigen Weg zur Aussichtshütte hinauf. Versteht sich von selbst, dass ich kaum Gelegenheit fand, diesen Steilkurs fotografisch festzuhalten.
Nach diesem "kleinen Schlenker" ging es aber endgültig zurück zum Parkplatz.
22 km und 810 Höhenmeter haben wir bewältigt. Für meine Mitwanderer scheinbar nicht ungewöhnlich, war es für mich schon eine echte Herausforderung. Ein wenig bin ich schon stolz auf mich, dass ich es geschafft und hinterher auch keinen Muskelkater oder andere Wehwehchen bekommen habe.
TrekCologne ist eine tolle Möglichkeit für Leute, die nicht alleine laufen, sondern sich unkompliziert übers Internet zu anspruchsvollen Wanderungen zusammenschließen wollen und den Austausch mit Gleichgesinnten suchen. Jeder kann auch selber eine Wanderung anbieten, allerdings nutzen diese Möglichkeit nur wenige, aber umso engagiertere Wanderführer. Ich habe mich sehr wohl in der Gruppe gefühlt, bin mir aber noch nicht sicher, ob es für mich persönlich das Richtige ist. Als "Genusswanderin" bin ich auch gerne alleine in der Natur unterwegs und genieße das Vogelzwitschern und Plätschern der Bäche als einzige Geräuschkulisse. Mal schaun, was das Jahr noch bringt.