2016-09-25
Die offizielle Etappe 2 führt vom Bahnhof Hennef zum Bahnhof Blankenberg. Da meine nächste Unterkunft aber nicht in Blankenberg sondern in einem klitzekleinen Weiler namens Hohn oben auf dem Berg lag, habe ich mir meine eigene Route zusammengestellt. Natürlich hatte ich nicht vor, mir deshalb etwas vom Natursteig entgehen zu lassen, ganz im Gegenteil. Es würde nur eine ganz individuelle Wegzusammensetzung werden. Aber davon später.
Heute ging es wieder mit dem vollen Gepäck auf dem Rücken los. Am Bahnhof in Hennef kam noch die Tagesverpflegung hinzu. Der Zuweg brachte mich über einen steilen Treppenweg hinauf zum Natursteig. Ich war mental darauf eingestellt, denn schließlich bin ich ihn am ersten Tag bereits hinuntergegangen und wußte also, was mich erwartet. Oben angekommen wurde ich mit der Aussicht auf das morgendliche Hennef belohnt.
Nachdem ich wieder zu Atem gekommen war, war der Einstieg in den Hauptweg bald gefunden und es ging es in den Wald hinein. Herrlich wie die Sonne durch die Bäume fiel. Der breite Forstweg ging bald in schmale Trampelpfade über.
Später führte der Weg aus dem Wald heraus und es ging über Feldwege weiter. Ich wünschte, ich könnte die Atmosphäre wiedergeben. Es war Sonntag Vormittag, die Glocken von Haperschoss läuteten, die Sonne, die Vögel, der Duft der frischgemähten Wiesen...
Vor lauter Begeisterung habe ich gar nicht mehr auf die Markierung geachtet und bin einfach in einen Weg hineingesogen worden, der zwar verlockend, aber eben nicht der Natursteig war. Irgendwann fiel es mir dann doch auf und es ging wieder zurück. Irgendwann landetet ich wieder im Wald und eine echte Herausforderung stand bevor.
Gut, dass die Seile da waren und so hangelte ich mich samt Rucksack nach oben. Der Bergische Weg läuft immer wieder parallel zum Natursteig.
Dem Spruch auf dem Etappenstein des Bergischen Weges kann ich aus vollem Herzen zustimmen.
Es ist ja klar, dass nach jedem An- auch wieder ein Abstieg folgt. Es ging hinunter ins Bröltal. Der Brölbach wurde überquert und an ihm entlang ging es an Maisfeldern vorbei wieder in den Wald.
Nur ein kleiner Hinweis im Pocket-Guide des Natursteiges machte auf einen lohnenswerten Abstecher zur Marienwallfahrtskirche Bödlingen aufmerksam. Klar, dass ich da hin wollte und ich habe es nicht bereut.
Nach der Kultur wieder zurück in die Natur. Jetzt kam ein wunderschöner Waldabschnitt voller in der Sonne stehender Gräser.
Und wieder gab es ein Bergfest zu feiern. Mit 220 m befand ich mich auf dem höchsten Punkt dieser Etappe. Der Blick reichte vom Oberhalberg bis ins Siebengebirge.
Auch der nächste Wegabschnitt begeisterte mich, besonders wenn er über die von mir geliebten schmalen Pfade führte.
Allmählich näherte ich mich der Stelle, an der ich den Natursteig für heute verlassen wollte und nicht Richtung Blankenberg, sondern zum Bahnhof Merten laufen wollte. Ich wechselte also vom Natursteig Sieg auf den Erlebnisweg "Dreitälerweg". Der brachte mich hinunter in die Siegauen...
...und anschließend zum Schloss Merten. In dem ehemaligen Kloster ist heute ein Seniorenwohnpark untergebracht. Der Schloßpark war öffentlich zugängig und ich sah mich ausgiebig um.
Es war jetzt beste Kaffeezeit und die alten Herrschaften spazierten herum und genossen die Sonne. Kaffee und Kuchen in der Orangerie am Springbrunnen wären jetzt verlockend gewesen. Ich wußte aber, dass ich bis 17 Uhr in der Dröppelminna, meiner Unterkunft sein musste und wollte mich nicht verspäten. Dann hätte ich kein Bett für diese Nacht. Also auf zum Endspurt. Um es vorweg zu nehmen, ich brauchte eine Dreiviertelstunde bis nach oben. Aber was war das für ein toller Weg durch den Wald, zwischendurch konnte ich sehen, wie ich mich allmählich in die Höhe schraubte und die Sieg weit unter mir zurückließ.
Und dann hatte ich den Höhenrücken erreicht und damit zum zweitenmal heute Bergfest. Mit 240 m Höhe hatte ich meinen höchsten Punkt des Tages erreicht und stand vor dem Landcafé Dröppelminna (hier steht die Welt still) mit seinen ganz speziellen Öffnungszeiten.
Im Augenblick stand hier die Welt noch nicht still. Viele Ausflügler nutzten den herrlich gelegenen Biergarten und genossen die Sonne. Aber ab 17 Uhr änderte sich das schlagartig. Obwohl doch ausgesprochenes Biergartenwetter herrschte, schloß der Betrieb. Was ich vorher nicht wußte, er würde auch erst Mittwoch um 14 Uhr wieder öffnen. Und nicht nur das, das ganze Haus war leer bis auf eine einsame Wanderin, die mit ihrem schweren Rucksack kurz vor Feierabend den Berg erklommen hatte. Hm..., da musste ich doch erst mal schlucken, aber dann entschied ich, dass das eben zu meinem Abenteuer gehörte. Ich bekam also noch ein Abendessen und ein Brötchen für das nächste Frühstück, bezahlte für zwei Nächte, bekam den Schlüssel für ein ganz neues, wunderschönes Appartement im Erdgeschoss und dann stand die Welt tatsächlich still. Ich muss zugeben, es war ein Gefühl, an das ich Stadtkind mich erst gewöhnen musste.
Durch das große Fenster konnte ich auf Terrasse, Wiese und Wald sehen. Ich nutzte noch die Nachmittagsonne aus und hatte wirklich das Gefühl, alleine auf dem Berg zu sein. Ob das mit dem Schlafen wohl klappen würde?
Für den Fall, dass jemand Lust bekommen hat, meine individuelle Strecke nachzulaufen, um bei der Dröppelminna zu übernachten, hier der Track.