2016-09-23
Die Etappe 1 verbindet die beiden größten Städte an der Sieg. Von Bahnhof Siegburg bis Bahnhof Hennef sollen es schlappe 14,4 km sein, also das richtige für den ersten Tag, zumal meine erste Unterkunft nicht am Bahnhof liegt. Vor neun Uhr marschierte ich bereits durch Siegburg und folgte den gelben Zuweg-Markierungen, ein weißes S auf gelbem Grund. Der Weg führte beschaulich am Mühlengraben entlang bis zu einem Weg unterhalb der Abtei Michaelsberg.
Da ein Abstecher auf den Michaelsberg lohnenswert sein soll (ich habe mir vorher schon die Fotos der Abtei angesehen) wollte ich natürlich auch hinauf. Mein erster Anstieg mit dem doch schweren Rucksack (oder doch zumindest schwerer als der sonstige Tagesrucksack) entpuppte sich aber doch als große Enttäuschung. Von der Abtei bekam ich nichts zu sehen. Auf dem Berg gab es nur eine riesige Baustelle und entsprechende Absperrungen. Na ja, vielleicht habe ich ja auch irgendwelche Hinweisschilder übersehen!?
Erst aus der Ferne ließ sich die Abtei fotografieren. Auf jeden Fall ging es auf dem selben Pfad wieder den Berg hinunter und zurück auf den Zuweg und weiter durch Siegburg.
Auf den eigentlichen Natursteig Sieg (weißes S auf blauem Grund) traf ich nach stetigem Anstieg auf dem Wolfsberg.
Der weitere Wegverlauf war etwas öde, unterquerte eine Autobahn und führte eine lange asphaltierte Allee entlang auf ein ehemaliges Rittergut zu, in dem heute ein Altersheim untergebracht ist.
Danach ging es endlich in den Wald. Das war ein herrlicher Blick.
Hinter einem Biotop traf ich im Kaldauer Wald auf den Heideweg, einen von 17 Rundwegen im Siegtal. Diese Erlebniswege Sieg sind ebenfalls mit einem weißem S markiert, allerdings auf rotem Grund. Für eine ganze Weile liefen die beiden Wege parallel.
Eine Besonderheit auf diesen Wegen ist das Bergfest, auf das ich durch eine Infostele hingewiesen wurde. Ich hatte den höchsten Punkt dieser ersten Etappe und die Hälfte der Strecke erreicht. Ursprünglich waren diese Stelen als Stempelstationen für den Stempelpass gedacht. Aber die dafür vorgesehenen Matrizen hatten längst Liebhaber gefunden. Aber das erfuhr ich auch erst später. Schließlich hatte ich mir ja auch gar keinen Stempelpass besorgt.
Hier trennten sich jetzt die beiden Wege wieder und ich fand einen Wegweiser zur Wahnbachtalsperre.
Diese Talsperre kann man ebenfalls auf einem Erlebnisweg komplett umrunden, den ich mir für den nächsten Tag vorgenommen hatte. Aber diesen Schlenker wollte ich trotzdem noch einlegen. Alleine schon um zu sehen, wie ich ohne Pkw am nächsten Tag den Einstieg finden würde. Das Wetter war ein Traum, es war erst Mittag und ich wollte endlich Wasser sehen. Auf dem Weg zur Talsperre wurde ich aber noch auf eine ganz besondere Sehenswürdigkeit aufmerksam: eine unvollendete Bahnbrücke als Baudenkmal. Ein Hinweisschild machte mich neugierig und so kraxelte ich im Unterholz herum, um dieses Foto der Unvollendeten zu schießen. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es Pläne, durch die Ummigstalbrücke Siegburg mit Much zu verbinden. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Pläne endgültig aufgegeben. Inzwischen hat die Natur sich das Gebiet zurückerobert und man muss schon genau suchen, um diese riesige Ruine zu entdecken.
Als nächstes zog mich das ehemalige Kloster Seligenthal im Siegburger Ortsteil Seligenthal an. Allerdings gab es nicht viel zu sehen. Im ehemaligen Klostergebäude ist heute ein 4-Sterne-Hotel untergebracht und auch an der ehemaligen Pfarrkirche fand ich nur verschlossene Türen und Tore vor. Aber jetzt hoch zur Staumauer der Talsperre. Vielleicht würde ich ja dort irgendwo eine Bushaltestelle entdecken???
Aber keine Haltestelle weit und breit, dafür bot sich mir ein toller Blick über den Stausee. Hier hätte ich mich gern auf eine Bank gesetzt. Aber die gab es genauso wenig. Erst auf der anderen Seite der Staumauer, allerdings in einem Unterstand, konnte ich meinen Rucksack absetzen, Pause machen und den Blick genießen. Ich freute mich schon auf den Wandergenuss des kommenden Tages.
Jetzt aber erst mal das Ziel des heutigen Tages anpeilen. Also wieder zurück über die Staumauer und den langweiligen Zufahrtsweg hinunter. Hoffentlich würde ich morgen eine Fahrgelegenheit nach oben finden. Nachdem ich wieder auf dem Natursteig angelangt war, gab es oberhalb vom Kloster eine rechte Kletterpartie. Dieser Abschnitt war schon eine Herausforderung mit dem schweren Rucksack. Den möchte ich nicht bei feuchtem Wetter gehen. Gut, dass Seile zum Hangeln vorhanden waren.
Hier traf ich auch auf den „Bergischen Weg", der auch noch öfter den Natursteig Sieg berühren wird. Von der Höhe gab es jetzt einen tollen Blick ins Siegtal. Von einem Aussichtspunkt konnte man bis zum Michaelsberg sehen und den Verlauf des zurückgelegten Wanderweges erkennen.
Nach einer kleinen Pause trennte ich mich vom offiziellen Weg des Natursteiges und wechselte auf den Zuweg zum Hennefer Bahnhof. Einen steilen Pfad ging es jetzt hinunter und durch Seligenthaler Wohngebiet traf ich auf die am nahesten liegende Bushaltestelle am Wanderweg. Hier hätte ich natürlich auch bequem in einen Bus steigen können, um bis zum Hennefer Bahnhof zu fahren. Aber es war noch nicht einmal 15 Uhr und ich nicht müde.
Ich näherte mich der Sieg und traf auf ein Ausflugslokal mit Biergarten. Die „Sieglinde" liegt direkt an der Brücke über die Sieg und am Siegtalradweg, also strategisch sehr günstig. Ich verkniff mir eine Einkehr, vielleicht ergibt sich ja noch eine andere Gelegenheit. Schließlich wollte ich nicht nur zum Hennefer Bahnhof sondern noch ein ganzes Stück weiter bis zu meinem gebuchten Gästehaus.
Eine halbe Stunde später stand ich vor dem Hennefer Rathaus, in dem auch das Touristen-Informationscenter untergebracht ist. Eigentlich hätte ich gerne die nette Mitarbeiterin kennen gelernt, die mir telefonisch bei der Zimmervermittlung geholfen hatte und mich nach den Stempelpässen erkundigt. Aber natürlich, Freitagnachmittag, da war alles geschlossen. Dafür ging es in der Fußgängerzone recht quirlig zu. Hier setzte ich mich dann doch noch mal in einem Eiscafé in die Sonne, bevor ich mich auf den Weg zu meiner Unterkunft machte, die etwas außerhalb der Innenstadt lag.
Der Weg vom Bahnhof Siegburg bis Bahnhof Hennef ist eigentlich nur 15 km lang. Durch meine Abstecher und Extratouren zeigte mein Navi am Ende 22 km an. Es war ein toller erster Wandertag. Ich habe dabei die drei Erlebniswege Heideweg, Mönchweg, und Kulturlandweg berührt, die ich vielleicht ein anderes Mal gehen werde. Für morgen ist der Talsperrenweg geplant. Mal sehen, wie ich dort hinkomme, die Runde ist an sich schließlich 23 km lang.