2015-02-14
Ließ sich bei meiner Wanderung vor zwei Tagen die Sonne überhaupt nicht blicken, war heute das Gegenteil der Fall. Auch das war zum Fotografieren nicht ideal und die Fotos sind fast allesamt Gegenlichtaufnahmen. Aber natürlich macht das Wandern bei solch einem Wetter noch mehr Spaß, Fotos hin und Fotos her. Es sollte heute nur eine Gassirunde werden und keine große Wanderung. Da kam mir der Wanderrabenvorschlag für eine 8 km lange Runde an der Stadtgrenze Leverkusen/Köln in meiner unmittelbaren Umgebung gerade recht. Die Gegend ist mir zwar bestens bekannt, aber man muss ja nicht immer Neuland betreten.
Diesmal wählte ich nicht wie vorgeschlagen das Restaurant "Zur Waldschenke" als Startpunkt, sondern den Park & Ride Parkplatz an der Endstation der KVB Linie 4 in Leverkusen Schlebusch, Nittumer Weg.
Folgt man der detailierten Beschreibung oder dem Track des Wanderraben, landet man sofort im Naturschutzgebiet Hornpottweg. Die ehemalige Hornpott-Kiesgrube und die direkte Umgebung sind ein wertvolles Biotop und bieten an verschiedenen Stellen Möglichkeiten zum Beobachten der verschiedensten Tiere, die dort einen geschützten Lebensraum gefunden haben.
Man kann den See ganz umrunden. Wir nahmen aber den Weg am nördlichen Ufer entlang und kehrten Leverkusen allmählich den Rücken. An einer Bahnlinie entlang ging es Richtung Köln. Die Laubbäume waren noch total kahl und die Sonne hatte leichtes Spiel, zu uns durchzudringen. An einem unbeschränkten Bahnübergang überquerten wir die Gleise.
Eigentlich finde ich das Dünnwalder Waldgebiet ziemlich langweilig und unspektakulär wegen der schnurgeraden Wege, mit denen er unterteilt ist. Aber heute wirkte er durch die Sonne total verzaubert.
Durch einen Nadelwald gelangten wir schnell zum nächsten blauen Juwel, dem Dünnwalder Baggerloch Leimbachweg.
Hier kann im Sommer gebadet werdet, heute lag er aber in einer paradiesischen Stille da. Unser Weg führte einmal ganz um ihn herum und wieder zurück über den Bahnübergang.
Von dort ging es jetzt über einen Feldweg in die Siedlung am Kunstfeld. So lautet die offizielle Bezeichnung. Im Volksmund wird sie Hornpott genannt, weil hier früher in einer Leimfabrik Knochen zu Kunstdünger gemahlen wurden und in einem "Pott" Horn gebrannt wurde, um Leim und Knöpfe herzustellen.
Außerdem gab es hier früher auch eine Samtfabrik, Sprengstoff und Chemikalien wurden produziert und vieles mehr.
Dass dies einmal die älteste frühindustrielle Arbeitersiedlung des Rheinlandes war, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, wenn man die aufwändig restaurierten Fachwerkhäuschen bewundert, die hier am Waldrand liegen. Heute werden sie privat genutzt, früher ratterten hier die Webstühle für die Mülheimer Textilfabriken.
Mittendrin liegt die Waldschenke, die erstmals 1894 eröffnet wurde. Im Biergarten wird bestimmt bald wieder Leben einkehren. Jetzt liegt noch alles im Winterschlaf.
Die Siedlung hat aber noch etwas ganz Besonderes zu bieten, nämlich die einzige denkmalgeschützte Toilettenanlage in Deutschland. Die 7 Reihenhäuschen mit Herzchen in den Türen werden auch liebevoll "Siebenzylinder" genannt.
Hier kann man noch lange auf Spurensuche gehen. Wir aber folgten weiter der Wanderrabebeschreibung. Jetzt nahm der Weg aber einen meiner Meinung nach unsinnigen Verlauf in Richtung Köln, um dann im spitzen Winkel wieder zurück nach Leverkusen zu führen. Diesen Zacken kann man sich getrost sparen und dafür lieber die Zeit am Hornpottsee verbringen, auf den man von der Siedlung aus direkt zusteuern kann.
Beim Betrachten der Fotos stellt sich mir die Frage, hat sich Jordy heute vor der Sonne oder vor der Kamera versteckt?