Von Wahn nach Zündorf - 20 km
2014-02-03
Nach einem halben Jahr Pause haben Jordy und ich die Wanderung auf dem Kölnpfad wieder aufgenommen. Es war Hochsommer, als wir unsere letzte Etappe in Schloß Wahn beendeten. An jenem Tag war es sehr heiß. Ging der Weg größtenteils durch Wald, war das letzte lange Stück durch das Gewerbegebiet in Grengel doch sehr anstrengend gewesen. Da ich wußte, dass es bei den weiteren Etappen nur noch durch offenes Gelände gehen würde, wollte ich erstmal eine Pause einlegen und geeigneteres Wetter abwarten.
Heute war es also soweit. Mit der S-Bahn gelangten wir nach Porz-Wahn. Vom Bahnhof war es ein Katzensprung bis Schloß Wahn. Hier hatten wir im August die Tour beendet. Natürlich wollte ich auch heute wieder einen Blick hineinwerfen.
Es war alles noch da.
Der Schloßhof wurde scharf bewacht. Jordy wußte natürlich, dass er hier nichts zu sagen hatte, aber man kann sich ja mal ganz vorsichtig annähern.
Na bitte, geht doch. Ich hatte das Gefühl, der Schloßhund wäre gerne mitgekommen.
Auch im nebenanliegenden "KulturGut Eltzhof" schauten wir kurz vorbei. Dieser historische Gutshof gehörte früher zum landwirtschaftlichen Betrieb von Schloß Wahn. Heute ist er Brauhaus, Theater, Kabarett... und hat gerade jetzt zur Karnevalszeit Hochkonjunktur.
Solche Wegkreuze sollten wir heute noch öfters antreffen.
"Wachet und betet, denn ihr wißt weder Tag noch Stunde wann der Herr kommt", diesen Spruch des rechten Kreuzes sollte man wirklich beherzigen.
Nicht ganz ungefährlich war unser weiterer Weg ganz dicht entlang der Bahngleise. Wahn ist quasi das Ausfalltour auf der sehr stark befahrenen Strecke Richtung Frankfurt. Hier kommen pausenlos, Güter-, Personen- und Hochgeschwindigkeitszüge vorbei.
Nach einem Kilometer unterquerten wir die Gleisanlage und von nun an ging es nur noch durch Felder.
Felder so weit das Auge reichte. Von hier aus soll man laut Wanderbuch Fernsicht auf den Dom, den Lüderich im Bergischen Land, den Bonner Posttower und das Deutschlandfunkgebäude haben. Nun, ich habe davon nichts gesehen, allerdings auch nicht den Tipp mit dem Fernglas befolgt.
Der kleine Weiler Libur brachte etwas Abwechslung.
Libur ist der südlichste Kölner Stadtteil und der mit den wenigsten Einwohnern. Er ist ringsum von Feldern umgeben. Die ursprüngliche Bauweise mit den schönen roten Backsteinhäusern ist immer noch gut zu erkennen. Rote Emailleschilder an den historischen Gebäuden klären über Alter und Bedeutung auf. Die Kirche St. Margareta wurden zwischen 1901 und 1911 erbaut, aber auf dem benachbarten Friedhof fand ich bedeutend ältere Kreuze und Grabsteine.
Hinter Libur gab es wieder Felder, Felder, Felder. Zwischendurch ein Golf- und ein Modellflugplatz und dann wieder Felder.
Nein der Rhein liegt nicht hinter diesem Damm.
Dieser Deich dient dem Hochwasserschutz. Die riesigen dahinterliegenden Gebiete können bei Bedarf geflutet werden und die Stadt vor Überschwemmung schützen.
Am Schneppenhof kamen wir aber dann doch noch zum Rhein. Am anderen Ufer liegt Wesseling.
Eigentlich hatte ich mich auf den weiteren Weg rheinabwärts gefreut. Der Kölnpfad verläuft ab hier durch ein 22 Hektar großes Naturschutzgebiet, genannt "Langeler Auwald". Hört sich eigentlich gut an, ist zumindest zu dieser Jahreszeit aber ausgesprochen öde. Hatte man bis hier immer weite Sicht in alle Richtungen, war es damit jetzt vorbei. Kaum vorstellbar, dass hier am sogenannten "Langeler Lido" einmal das vornehmste Familienfreibad am Rhein gelegen hat. Sommerfrischler von nah und fern suchten Anfang des letzten Jahrhunderts hier im Rhein Abkühlung. Natürlich züchtig gekleidet in langen Badeanzügen. Heute erinnert nicht mehr viel an diese Zeit.
Der Wald sah einfach nur trost- und farblos aus und dadurch war der Weg sehr ermüdend. Jordy fand aber endlich wieder mal ein Stöckchen und stand bald vor einer erschlagenden Auswahl.
Ich war heilfroh, als wir in Langel (dem rechtsrheinischen) wieder aus diesem Wäldchen heraus waren.
Hier gab es jetzt auch wieder ein paar Lichtblicke, wie z. B. den Dorfteich.
Sogar eine richtige Rheinpromenade hat der kleine Ort. Endlich ging es ein großes Stück des Weges direkt am Rheinufer entlang.
Das absolute Highlight des Tages erreichten wir aber vier Kilometer weiter am Ende der heutigen Etappe. Durch die "Groov", ein aus alten Rheinarmen bestehendes Naherholungsgebiet erreichten wir Zündorf mit seinem alten Ortskern direkt am Ufer. Die Kirchen St. Michael (links) und Mariä Geburt sahen wir schon von weitem.
Die Zündorfer Fähre hat Winterpause.
Der Heilige Nepumuk wacht über dem Marktplatz. Hier habe ich mich noch eine ganze Weile aufgehalten. Im Sommer tanzt hier sicher der Bär, jetzt waren aber die meisten Lokale geschlossen.
An dem Zündorfer Wehrturm werde ich meine nächste, die elfte Etappe anschließen.
Den Ort werde ich sicher noch einmal besuchen, vielleicht auf einer Fahrradtour oder bei einem Ausflug mit dem Auto. Zu Fuß möchte ich diese Strecke aber nicht mehr gehen. Ich war mir schon vorher ziemlich sicher, dass diese nicht meine Lieblingsetappe werden würde, wahrscheinlich ist damit auch die halbjährliche Pause zu erklären. Aber mir war bei der Idee, den 170 km langen Kölnpfad zu erwandern klar, dass er nicht nur aus wunderschönen Wanderwegen bestehen kann, dafür aber viele Eindrücke über die Stadt ermöglicht und durch Gegenden führt, durch die ich sonst nicht kommen würde, schon gar nicht per pedes. Auch heute habe ich viel am Wegesrand über die Stadt und den Rhein erfahren, es gab reichlich Hinweisschilder auf der 20 km langen Strecke. Mir hat es auch einfach gut getan, ohne Hast und Eile, ohne Termindruck, in den Tag hinein zu wandern und zu sehen, was er bringt. Ich freue mich schon auf den nächsten Abschnitt, dann geht es auf die andere Rheinseite.
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Nachtrag vom 21.10.2014
Es ist geschafft, alle 11 Etappen habe ich seit April 2013 zurückgelegt. Bis auf einer wurde ich von meinem Hund Jordy begleitet. Mit der siebten Etappe habe ich in meinem Wohnort Leverkusen-Schlebusch begonnen, mit der sechsten dort aufgehört. Jetzt ist die Gelegenheit, ein kurzes Resümee zu ziehen:
Meine Berichte dienen in erster Linie dazu, meine Erinnerungen an das Erlebte wachzuhalten, vor allem auch durch die Fotos. Die geschilderten Eindrücke sind natürlich sehr subjektiv. Vieles hängt auch vom Wetter ab. Von keiner Etappe kann ich sagen, dass sie mir nicht gefallen hat. Es gab immer Highlights, bei dem einen Weg weniger, beim anderen dafür mehr. Das Gesamtpaket war für mich eine große Bereicherung, kannte ich Köln doch bisher nur vom Durchfahren mit Bahn oder PKW oder vom Einkaufen. Was mich am meisten beeindruckt hat, waren die vielen Kilometer am Rhein mit seinen Auen und Sandstränden, die Grüngürtel und Naturschutzgebiete, und das mitten in der Millionenstadt Köln! Vielleicht regen meine Berichte ja auch andere an, es einmal mit dem Kölnpfad zu versuchen. Ich würde mich freuen. Unbedingt empfehlen möchte ich dann allerdings das Begleitbuch zum Kölnpfad einschließlich Wanderkarte. Hier findet man sehr viele Hintergrundinformationen und Tipps. Die Ausführungen sind auch wesentlich neutraler gehalten als bei mir.
Hier noch zwei nützliche Links:
Eifelverein
Kölnpfadetappen einschl. Tracks