Von Mülheim nach Schlebusch
2014-10-19
Heute sollte der große Tag sein. Eine von elf Etappen fehlte mir noch, damit sich für mich der 170 km lange Rundweg um die Millionenstadt Köln schloss. Im April 2013 mit Jordy in Leverkusen Schlebusch begonnen, wartete das Großprojekt auf seine Vollendung. Ein goldener Oktobertag mit sommerlichen Temperaturen war angekündigt und musste genutzt werden.
An der KVB-Haltestelle Wiener Platz war der Startpunkt der heutigen Wanderung, die ausschließlich auf der rechten Rheinseite, der "schäl Sick", verlaufen sollte. Von hier aus ging es schnurstracks parallel zur Mülheimer Brücke Richtung Rhein. Bald lag er wieder vor uns, der große Strom, dessen Uferweg ich auf vielen Kilometern genossen habe.
Die weiße Clemenskirche am Rheinufer ist Mülheims älteste Kirche und dem Schutzpatron der Seeleute geweiht.
Stromabwärts kamen wir an einigen imposanten alten Wohnhäusern vorbei, aber auch einer Vielzahl moderner Wohnkomplexe. Sie sind auf altem Industriegelände entstanden. Gemeinsam ist ihnen die tolle Aussicht auf den Rhein.
Ebenfalls an die Industriegeschichte Mülheims erinnert die ehemalige Schlackenbergwerft. Im Kölnpfadbegleitbuch ist nachzulesen: "wo sich heute die Möwen auf dem Geländer sonnen und Bänke zum Ausruhen einladen, standen bis zum zweiten Weltkrieg zwei Kräne, die die riesigen Kabeltrommeln der Firma Felten & Guilleaume auf Schiffe hievten". Die Schiffsanlegestelle hatte 14 Arkadenbögen.
Die nächste Sehenswürdigkeit ließ nicht lange auf sich warten. Halb versteckt hinter Dornengestrüpp liegt etwas abseits des Weges der ehemalige Wasserturm der Rheinischen Wasserwerks-Gesellschaft im Dornröschenschlaf. Der Versuch, das denkmalgeschützte Gebäude in ein Museum umzuwandeln, ist an den erheblichen Kosten gescheitert. Schade drum.
Heute war Sonntag, herrliches Wetter und die Rheinpromenade von vielen Menschen, insbesondere Radfahrern, bevölkert. Jordy und ich gingen einfach eine Etage tiefer auf dem Treidelpfad weiter und schon hatten wir den Weg für uns alleine. Und natürlich eine ganz andere Perspektive.
In Stammheim stiegen wir wieder empor, denn den Stammheimer Schlosspark wollten wir nicht verpassen. Hier trifft Kultur auf Natur und die Lage direkt am Rhein hat eine ganz besondere Atmosphäre.
Ganz bewusst bin ich nicht in die Tiefen des Parks vorgedrungen, das habe ich mir für eine andere Gelegenheit vorgenommen. Heute ging es um den Kölnpfad.
Die eiserne Lady heißt übrigens "Helga".
An dieser Stelle stand bis zum ersten Weltkrieg das Stammheimer Schloss. Zur Erinnerung schuf der Kölner Künstler Herbert Labusga die Skulptur "Tor mit Grafenpaar".
Kurz hinter dem Schlosspark war es vorbei mit der Rheinidylle. Der Weg führte jetzt über den Hochwasserdeich. Links vom Deich erstreckte sich das riesige Naturschutzgebiet "Flittarder Rheinaue". Hier kann sich der Rhein bei Hochwasser richtig ausdehnen und sorgt durch den Wechsel von Feucht- und Trockengebieten für neue Lebensräume für Flora und Fauna. Auf der rechten Seite, ganz versteckt hinter den Bäumen befindet sich die 3,6 Hektar große Großkläranlage Stammheim.
Vom Deich aus führte unser Weg weiter durch den alten Ortskern von Flittard. Die Düsseldorfer Str. (B8) musste überquert werden und Teil zwei der Etappe begann. Auch jetzt kamen wir durch viele grüne Abschnitte, die aber immer wieder unterbrochen wurden, weil drei Gleisstränge und eine Autobahn über- bzw. unterquert werden mussten. Auch das gehört zum Kölnpfad.
Es kamen aber auch wieder sehr schöne Passagen. Vorbei an "aufgeräumten" Feldern, dem 18-Loch-Golfplatz des "Golfclub Leverkusen" (aber noch auf Kölner Boden), über den kleinen Steg am Mutzbach gelangten wir zum Baggerloch "Leimbachweg", das an diesem herrlichen Tag noch von vielen Sonnenanbetern auch zum Nacktbaden genutzt wurde.
Hinter dem See trafen wir auf die Markierung des Leverkusener Rundwanderwegs, der uns bis zum Ende unserer Etappe begleiten sollte. Ein unbeschrankter Bahnübergang musste noch überwunden werden und wir kamen allmählich zum heutigen Ziel.
Das Naturschutzgebiet "Am Hornpottweg" war ein bombastischer Schlusspunkt unserer Kölnpfadwanderung.
___________________________________________________________________________________
Nachtrag vom 21.10.2014
Es ist geschafft, alle 11 Etappen habe ich seit April 2013 zurückgelegt. Bis auf einer wurde ich von meinem Hund Jordy begleitet. Mit der siebten Etappe habe ich in meinem Wohnort Leverkusen-Schlebusch begonnen, mit der sechsten dort aufgehört. Jetzt ist die Gelegenheit, ein kurzes Resümee zu ziehen:
Meine Berichte dienen in erster Linie dazu, meine Erinnerungen an das Erlebte wachzuhalten, vor allem auch durch die Fotos. Die geschilderten Eindrücke sind natürlich sehr subjektiv. Vieles hängt auch vom Wetter ab. Von keiner Etappe kann ich sagen, dass sie mir nicht gefallen hat. Es gab immer Highlights, bei dem einen Weg weniger, beim anderen dafür mehr. Das Gesamtpaket war für mich eine große Bereicherung, kannte ich Köln doch bisher nur vom Durchfahren mit Bahn oder PKW oder vom Einkaufen. Was mich am meisten beeindruckt hat, waren die vielen Kilometer am Rhein mit seinen Auen und Sandstränden, die Grüngürtel und Naturschutzgebiete, und das mitten in der Millionenstadt Köln! Vielleicht regen meine Berichte ja auch andere an, es einmal mit dem Kölnpfad zu versuchen. Ich würde mich freuen. Unbedingt empfehlen möchte ich dann allerdings das Begleitbuch zum Kölnpfad einschließlich Wanderkarte. Hier findet man sehr viele Hintergrundinformationen und Tipps. Die Ausführungen sind auch wesentlich neutraler gehalten als bei mir.
Hier noch zwei nützliche Links:
Eifelverein
Kölnpfadetappen einschl. Tracks