von Merkenich nach Mülheim
2014-08-28
Endlich wieder Sonne. Der verregnete August wollte sich auf seine letzten Tage doch noch von seiner besten Seite zeigen. Die Gelegenheit wollte ich nutzen und startete mit Jordy zu unserer vorletzten Kölnpfadetappe. Dass dies nicht meine Lieblingsetappe werden würde, war mir klar. Schließlich lautete der Untertitel: "von Industrie, einem Hafen und Erholung am Wasser". Mit Industrie komme ich beim wandern ja nicht so gerne in Berührung, ganz im Gegenteil. Aber beim Kölnpfad geht es ja darum, die Stadt im großen Kreis zu umrunden. Dass der Kölner Norden kein begnadetes Wandergebiet, sondern von Industrie geprägt ist, daraus macht auch das Begleitheft zum Kölnpfad keinen Hehl. Ich wollte mir ja auch schließlich nicht nur die Rosinen herauspicken, sondern unbedingt den ganzen Kuchen essen.
Wie beim Ende der 4. Etappe wählte ich nicht die Endhaltestelle der Linie 12 in Merkenich für Ende bzw. Start der Wanderung, sondern ging von Leverkusen aus über die Rheinbrücke (A1) bis nach Merkenich.
Die kleine Extratour war mir lieber als die recht umständliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Jordy habe ich lieber erst gar nicht gefragt, was er davon hält.
Nachdem wir den Rhein überquert hatten und wieder auf den Kölnpfad gestoßen waren, trafen wir auf die Haltestelle Merkenich, offizieller Ausgangspunkt dieser Etappe. Ab hier sollten es 13 km bis zum Wiener Platz in Mülheim sein. Mit viel Industrie und Autobahngeräuschen fing die Strecke an.
Den Fordwerken sollten wir heute noch öfters begegnen. Zuerst kamen wir am John Andrews Entwicklungszentrum vorbei, wo eine Menge Fachleute an den neuesten Modellen basteln. Bald darauf kamen wir aber zur angekündigten Erholung am Wasser. Wir streiften den Fühlinger See.
Hier hätten wir es jetzt noch lange ausgehalten. Aber den Fühlinger See, der eigentlich aus sieben Seen besteht, konnten wir nur 1 km lang genießen. Das Freibad war mir aber noch einen Abstecher wert. Hier kann man nämlich nicht nur schwimmen, sondern ein angeschlossenes "Outdoor Camp" bietet sogar einen Hochseilgarten. Kanus und Paddelboote können ausgeliehen werden und auch am Strand kann man herrlich relaxen oder sich auch sportlich betätigen.
Dann ging es leider weiter über Asphalt an stark befahrenen Straßen und unter dem Autobahnring hindurch, bis wir im Waldgebiet "Bergheimer Höfe" wieder durchatmen konnten.
Weicher Waldboden, Felder und Weiden laden nicht nur zum gemächlichen wandern ein. Die Langlaufgemeinschaft (LLG) 80 Nordpark" hat hier ihr Stammrevier. Die Läufer können ihre verschieden langen Runden drehen. Bunte Markierungen an Holzpflöcken benennen die genau abgemessenen Strecken. Sogar einen Trimm-Dich-Pfad kann man hier noch nutzen.
Aber auch dieses schöne Waldstück hat mal ein Ende und wir gelangten wieder ans Licht und mitten hinein in Autolärm und Industriegebiet. Wer sich für die Industriegeschichte Kölns interessiert, findet hier sicherlich noch viele alte Fabrikgebäude mit bekannten Namen, die heute aber anderen Zwecken dienen. Das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk beherbergt z.B. heute die "Kantine", angeblich stadtbekannt für Disco, Party und Konzerte. Wir interessierten uns noch nicht einmal für den Fabrikverkauf der Bäckerei Merzenich trotz der 25 Prozent Rabatt.
Wir wollten jetzt schnurstracks zum Rhein. Endlich erreichten wir ihn und den alten Teil des ehemaligen Fischerdorfes Niehl. Der Blick nach links zeigte Industrie soweit das Auge reichte. Am Horizont waren noch die Bayerwerke und der Leverkusener Wasserturm zu sehen. Nach rechts konnte ich noch so gerade eben die Fußgängerbrücke über den Niehler Hafen erkennen, die unser nächstes Ziel war. Bis dahin war es allerdings noch ein gutes Stück zu gehen.
Das "Niehler Dömchen" war eine willkommene Unterbrechung. So schön der Blick vom Damm hinunter auf den Rhein auch war, wir wollten ans Wasser. Endlich an der Fußgängerbrücke angekommen hieß es aber zuerst einmal Container gucken, von denen gab es hier wirklich reichlich und so einen Anblick gibt es für uns nicht alle Tage.
Aber dann war für uns kein Halten mehr, der Rhein hatte uns wieder. Wie schon bei früheren Etappen genossen wir die Rheinauen mit den bewachsenen Uferstreifen. Endlich konnte Jordy wieder Füße kühlen und trinken. Abwechseln gingen wir am Ufer im Sand oder auf den schmalen Wiesenpfaden.
Der Kölnpfad verläuft parallel auf dem vier Kilometer langen Pflasterweg zwischen Molenkopf und Mülheimer Brücke, vorbei an bunten Containern aus aller Herren Länder, hohen Silos und Kohlehalden. Das war für uns keine Alternative, wir blieben so lange wie möglich in Wassernähe. Als die filigranen Türme der Mülheimer Brücke immer näher kamen, mussten wir uns aber doch vom Ufer trennen. Unser heutiges Etappenziel lag auf der anderen Seite.
Von der Brücke aus genossen wir noch den Blick rheinaufwärts zum Dom...
... und bestiegen am Wiener Platz unseren Bus, der uns zurück nach Leverkusen brachte.
Trotz der zum Teil doch sehr verkehrsreichen Strecke und dem hohen Anteil an Asphalt unter unseren Füßen bin ich froh, sie gegangen zu sein. Sie hat wieder ganz andere und für mich neue Einblicke in die Millionenstadt ermöglicht. Wie bei einem Puzzle fügt sich ein Teil ins andere. Ein Teilstück fehlt mir noch, aber ich kann jetzt schon sagen, ich bin der Stadt Köln ein gutes Stück näher gekommen.
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Nachtrag vom 21.10.2014
Es ist geschafft, alle 11 Etappen habe ich seit April 2013 zurückgelegt. Bis auf einer wurde ich von meinem Hund Jordy begleitet. Mit der siebten Etappe habe ich in meinem Wohnort Leverkusen-Schlebusch begonnen, mit der sechsten dort aufgehört. Jetzt ist die Gelegenheit, ein kurzes Resümee zu ziehen:
Meine Berichte dienen in erster Linie dazu, meine Erinnerungen an das Erlebte wachzuhalten, vor allem auch durch die Fotos. Die geschilderten Eindrücke sind natürlich sehr subjektiv. Vieles hängt auch vom Wetter ab. Von keiner Etappe kann ich sagen, dass sie mir nicht gefallen hat. Es gab immer Highlights, bei dem einen Weg weniger, beim anderen dafür mehr. Das Gesamtpaket war für mich eine große Bereicherung, kannte ich Köln doch bisher nur vom Durchfahren mit Bahn oder PKW oder vom Einkaufen. Was mich am meisten beeindruckt hat, waren die vielen Kilometer am Rhein mit seinen Auen und Sandstränden, die Grüngürtel und Naturschutzgebiete, und das mitten in der Millionenstadt Köln! Vielleicht regen meine Berichte ja auch andere an, es einmal mit dem Kölnpfad zu versuchen. Ich würde mich freuen. Unbedingt empfehlen möchte ich dann allerdings das Begleitbuch zum Kölnpfad einschließlich Wanderkarte. Hier findet man sehr viele Hintergrundinformationen und Tipps. Die Ausführungen sind auch wesentlich neutraler gehalten als bei mir.
Hier noch zwei nützliche Links:
Eifelverein
Kölnpfadetappen einschl. Tracks