Von Rodenkirchen nach Klettenberg - 22 km
2014-04-01
Hier in Rodenkirchen, bei Vater Rhein ist der offizielle Startpunkt des Kölnpfades. Ab hier sind es 171 Kilometer zu Fuß Rund um Köln, um ein sehr grünes Köln, wie ich heute wieder einmal mehr feststellen musste. Für Jordy und mich war es bereits die 6. Etappe, weil wir in Leverkusen-Schlebusch mit unserer Kölnumrundung begonnen hatten.
Unterhalb der Rodenkirchener Brücke ging es eine steile Treppe von der stark befahrenen Rheinuferstraße hinunter zum Rhein und dem Hausboot "Alte Liebe". Als erstes begegneten wir der steinernen Statue des Heiligen Maternus, Helfer und Fürsprecher in Wassernöten. An der "Alten Liebe" und der etwas weiter flussaufwärts liegenden Maternuskapelle und den Fachwerkgebäuden um die Traditionsgasthäuser "Zum Treppchen" und "Fährhaus" wollte ich mich heute nicht lange aufhalten, schließlich hatte ich das schon am Ende der 11. Etappe quasi als Vorgriff auf die nächste ausführlich getan. Außerdem stand uns heute mit 22 Kilometern die längste Strecke bevor. Aber schwer fiel es schon, zügig an dieser hübschen Stelle vorbei zu gehen.
Die Fachwerkgebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeugen noch von dem wichtigen Erwerbszweig der Rodenkirchener, der Treidelwirtschaft. Bis 1840 wurden die Schiffe schließlich von Pferden flussaufwärts gezogen. Das und noch viel mehr Wissenswertes ist in dem ausführlichen Begleitbuch zum Kölnpfad nachzulesen.
Bald mussten wir uns entscheiden, welchen Weg wir einschlagen wollten, es gab nämlich verschiedene Möglichkeiten und ich war ziemlich hin- und hergerissen, denn überall war es schön.
Zuerst ging es natürlich direkt ans Wasser. Der herrliche Sandstrand war sehr verlockend. Aber das Gehen war auch ziemlich anstrengend.
Der Blick auf die imposanten Villen aus der Gründerzeit von den zwischen Rhein und Straße liegenden großen Wiesenfläche war auch ein besonderes Erlebnis.
Wir pendelten also hin und her zwischen herrlichem Sandstrand, Wiesen und einem urigen Uferwäldchen. Es war ein Traum, und das mitten in der Großstadt.
Nicht nur ich, auch Jordy war begeistert. Es gab so viel zu toben und zu erkunden.
Der Strandabschnitt wird auch "kölsche Riviera" genannt und ich finde völlig zu Recht. Hier fällt es im Sommer bestimmt schwer, sich nicht in die Fluten zu stürzen. Der Rhein ist hier sehr verlockend und wirkt gar nicht so gefährlich, wie er ja nun mal ist.
An einem riesigen Campingplatz vorbei kamen wir in das zarte Frühlingsgrün des Auenwaldes. Am Wegrand stießen wir auf einen Gedenkstein. Das Mahnmal erinnert an den Mord an einen jungen Mann, dessen Mörder nie gefasst wurde. Noch heute, nach 250 Jahren, stehen dort frische Blumen.
Ich war gezwungen, ein Foto zu machen. Jordy hatte sich schon mal neben dem Stein in Positur gesetzt, noch bevor ich an eine Foto gedacht hatte. Er war offensichtlich der Meinung, das ist ein Foto wert. Ob ich ihn zu oft ablichte?
Weiter ging es jetzt entlang des "Weißer Bogens". Der Rhein beschreibt hier einen riesigen Bogen und ist auf dieser inneren Seite zum Wasser hin mit ausgeprägten Auenwäldern bedeckt. Auf der anderen Rheinseite konnten wir das Porzer Ufer erkennen, an dem wir auf der letzten Tour entlangkamen.
Jetzt war es nicht mehr weit bis zur Fähre nach Zündorf namens "Krokodil". Sie ist seit ein paar Tagen wieder im Einsatz und schippert gemächlich über den Rhein, um Radfahrer und Fußgänger auf die andere Rheinseite zu befördern.
Jetzt hieß es Abschied nehmen vom Rhein. Am Fähranleger ging es an diesem Heiligenhäuschen vorbei jetzt wieder Richtung Rodenkirchen. Unendliche Weite um uns herum. Pferdekoppeln auf der einen Seite, Felder auf der anderen, ging es bald mitten durch einen Buchenwald.
Der Kölnpfad führt am südlichsten Zipfel von Rodenkirchen vorbei. Beinahe hätten wir übersehen, dass neben einer stark befahrenen Straße das Kreuz "Zu den vier Linden" auf eine früher sicher einmal sehr bedeutende Wegkreuzung hinweist.
Der Lennartzhof ist der letzte von ehemals zehn Höfen, die das Dorf Rodenkirchen einmal prägten.
Das nächste Highlight war der Friedenswald, durch den wir jetzt kamen. Eigentlich ist er kein Wald, sondern ein riesiger Park, in dem es auch noch einen forstbotanischen Garten gibt. Der wäre sicher noch mal einen gesonderten Besuch wert. Wir gingen weiter und ich konnte es einfach nicht fassen, wie viel freie grüne Flächen und Natur es in Köln gibt. Es ist doch etwas ganz anderes, eine Stadt mit Auto oder Bahn zu durchkreuzen oder per pedes und mit Muße kennen zu lernen.
Und damit noch immer nicht genug. Nachdem wir ein kurzes Stück Straße zu bewältigen und die A4 überquert hatten, ging es weiter in den Grüngürtel. Den Begriff "Grüne Lunge" hatte ich natürlich schon oft gehört, aber so richtig begriffen habe ich ihn erst auf dieser Tour. Die Kölner verdanken ihrem ehemaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer, dass er in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der Anlage eines äußeren und inneren grünen Rings dafür gesorgt hat, dass Köln nicht zu einer Steinwüste geworden ist, sondern zu einer Stadt mit hohem Freizeit- und Erholungswert.
Der Park um den Decksteiner Weiher wurde an diesem herrlichen Sonnenfrühlingstag von etlichen Kölnern zum relaxen genutzt. Der neue Kiosk mit Bootsverleih lockte auch mich an. Bei einem Kaffee (1,00 €) konnte ich die gemütliche Atmosphäre genießen und beobachten, wie die letzten Boote für die Saison fertig gemacht wurden.
Jordy prüfte die Wasserqualität und hat sie für gut befunden.
Sogar eine ausgegrabene römische Grabkammer aus dem 1. bis 3. Jahrhundert nach Chr. gab es zu besichtigen.
Der letzte Park unserer heutigen Etappe war nicht so attraktiv. Der kleine See im Klettenbergpark wurde gerade aufwändig saniert. Offenbar ist das Wasser im Weiher nicht mehr so sauber, wie man es sich durch die installierte Solarenergieanlage eigentlich versprochen hatte, denn er ist rundherum eingezäunt.
Hier am Klettenbergpark ist der Endpunkt der 1. Etappe. Mit 22 km ist es zwar die längste Strecke, aber für mich persönlich aufgrund der abwechslungsreichen Landschaft und natürlich des tollen Wetters auch die schönste der bisher erwanderten Etappen des Kölnpfades. Ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten. Ob noch eine Steigerung möglich ist?
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Nachtrag vom 21.10.2014
Es ist geschafft, alle 11 Etappen habe ich seit April 2013 zurückgelegt. Bis auf einer wurde ich von meinem Hund Jordy begleitet. Mit der siebten Etappe habe ich in meinem Wohnort Leverkusen-Schlebusch begonnen, mit der sechsten dort aufgehört. Jetzt ist die Gelegenheit, ein kurzes Resümee zu ziehen:
Meine Berichte dienen in erster Linie dazu, meine Erinnerungen an das Erlebte wachzuhalten, vor allem auch durch die Fotos. Die geschilderten Eindrücke sind natürlich sehr subjektiv. Vieles hängt auch vom Wetter ab. Von keiner Etappe kann ich sagen, dass sie mir nicht gefallen hat. Es gab immer Highlights, bei dem einen Weg weniger, beim anderen dafür mehr. Das Gesamtpaket war für mich eine große Bereicherung, kannte ich Köln doch bisher nur vom Durchfahren mit Bahn oder PKW oder vom Einkaufen. Was mich am meisten beeindruckt hat, waren die vielen Kilometer am Rhein mit seinen Auen und Sandstränden, die Grüngürtel und Naturschutzgebiete, und das mitten in der Millionenstadt Köln! Vielleicht regen meine Berichte ja auch andere an, es einmal mit dem Kölnpfad zu versuchen. Ich würde mich freuen. Unbedingt empfehlen möchte ich dann allerdings das Begleitbuch zum Kölnpfad einschließlich Wanderkarte. Hier findet man sehr viele Hintergrundinformationen und Tipps. Die Ausführungen sind auch wesentlich neutraler gehalten als bei mir.
Hier noch zwei nützliche Links:
Eifelverein
Kölnpfadetappen einschl. Tracks